Der spanische Erbfolgekrieg.
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Enkel, Philipp von Anjou, zum Erben der gesamten spanischen
Monarchie eingesetzt war. Das hatten also schließlich die Unter¬
händler des ländergierigen Franzosenkönigs erreicht, obschon dessen
Gemahlin, die altere Schwester Karls II., bei ihrer Vermählung
ausdrücklich auf jede Erbfolge in Spanien verzichtet hatte. Da
nun Leopold I. an seinem Erbrechte festhielt, mußte das Schwert
die streitige Frage entscheiden.
Ludwig XIV. gewann als Bundesgenossen den Kurfürsten
von Bayern, dem er als Preis die spanischen Niederlande in Aus¬
sicht stellte, und dessen Bruder, den Kurfürsten von Köln. Öster¬
reich fand an England und Holland willige Bundesgenossen gegen
die übermütigen Franzosen; Preußen, das durch des Kaisers Gunst
eben ein Königreich geworden war, stellte ihm Streiter zu Tausen¬
den, Hannover, das neue Kurfürstentum, desgleichen. Aber alle
diese Bundesgenossen wog der neue Feldherr auf, „Prinz Eugen,
der edle Ritter", den Österreich kurz vorher gewonnen hatte.
Prinz Eugen von Savoyen, von seinen Eltern zum geist¬
lichen Stande bestimmt, trug mit der Tonsur schon sehr früh die
Kleidung eines Abbe, d. H. eines Geistlichen. Da er aber später immer
mehr Neigung zum militärischen Dienste in sich verspürte, suchte er
um eine Stellung im französischen Heere nach. Von Ludwig XIV.
abgewiesen, ging er nach Wien, nahm als Offizier teil an der
großen Schlacht bei Wien (1683) und errang als Feldherr die
ersten Lorbeeren durch den Sieg bei Zenta (1697), von dem wir
bereits gehört haben. In dem spanischen Erbfolgekriege erwarb er
sich unsterblichen Ruhm und den Namen des ersten Feldherrn
seiner Zeit. Wie ein zweiter Hannibal stieg er im Marz 1701
über die Alpen, besiegte die Franzosen ‘ in Oberitalien in zwei
Schlachten, vereinigte aber im Jahre 1704 seine Armee mit der
englischen unter Marlborough in Bayern. Beim Flecken Höch¬
st abt unweit der Donau fand die Entscheidungsschlacht statt, bie
mit einer vollstänbigen Nieberlage ber Franzosen unb Bayern
enbigte. Bayern würbe infolge besten unter österreichische Ver¬
waltung gestellt. Im Jahre 1705 starb Kaiser Leopolb, und
sein ältester Sohn