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§ 25. Friedrich Wilhelm II. 1786—97.
III. Vom Tode Friedrichs II. bis zum Ende der Freiheitskriege
1786-1815.
§ 25.
Friedrich Wilhelm II. 1786-97.
a. Friedrich Wilhelm II., der Neffe und Nachfolger Friedrichs
des Großen, fand schon bald Gelegenheit, das von diesem begründete An¬
sehen des preußischen Staates nach außen geltend zu machen. Zunächst
ließ er seinen Schwager, den Erbstatthalter Wilhelm V. von Holland,
welcher von einer sogenannten Patrioten-Partei vertrieben war, durch ein
von Ferdinand von Braunschweig befehligtes Heer (Sept. 1786) zurück¬
führen. Dann erwirkte er von Rußland und Oesterreich in einem neuen
Kriege mit der Türkei zu Gunsten der letztern einen billigen Frieden
(1792). — Eine Vergrößerung des Staates wurde herbeigeführt durch die
Erwerbung der Fürstentümer Ansbach und Baireuth, da der kinder¬
lose Markgraf Karl Alexander (von Ansbach, welcher 1769 auch Baireuth
ererbt hatte) die Länder gegen eine Rente abtrat (2. Dec. 1791). Mit den
Fürstentümern wurde zugleich der rothe Adlerorden übernommen.
b. Krieg gegen Frankreich 1792—95. Die in Frankreich
1789 losbrechende Revolution, welche alle zu Recht bestehenden Verhältnisse
umzustürzen drohte, mußte bald auch für die deutschen Großmächte ein
Gegenstand der Besorgniß werden. Friedrich Wilhelm II., welcher das
unbeschränkte Königthum in Frankreich selbst durch Anwendung von Gewalt¬
mitteln zu erhalten gedachte, kam 1791 zu Pillnitz mit dem Kaiser Leo¬
pold II. zusammen, ohne jedoch diesen zu einem Kriege bewegen zu können.
Aber schon drängten die französischen Jakobiner selbst zum Kriege, indem
sie die deutschen Rheinfürsten zur Entfernung der Emigranten aufforderten
und die Aufstellung französischer Truppen an der Ostgrenze verlangten.
Da nun Oesterreich mit Preußen ein Bündniß schloß, wurde der französische
König Ludwig XVI. von seinem Ministerium geradezu gezwungen, den
Krieg zu erklären. Nach Erlaß eines drohenden Manifestes drang der
Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig mit der preußischen
Hauptarmee aus der linken Seite der Mosel in die Champagne ein, ver¬
einigte sich mit einer Abtheilung Oesterreicher, eroberte Longwy und Verdun
und gewann die Ardennenpässe, mußte jedoch, da ungünstige Witterung die
Wege grundlos machte und viele Soldaten durch Krankheit hinraffte, vor
den Franzosen unter Dumouriez über den Rhein sich zurückziehen. Bald
darauf unterlagen die Oesterreicher bei Jemappes und mußten die Nieder¬
lande preisgeben. Ein anderes Heer der Franzosen unter (Justine nahm
sogar Mainz und Frankfurt a. M.
Die Hinrichtung des Königs Ludwig XVI. (21. Januar 1793) hatte
zur Folge, daß die meisten europäischen Staaten dem preußisch-österreichischen
Bunde beitraten (erste Koalition). Der Krieg wurde mit neuem Muth
ausgenommen. Die Oesterreicher verdrängten durch die Siege bei Alden¬
hoven und Neerwinden den Feind aus den Niederlanden; preußische Truppen