Full text: Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen (T. 5)

§ 21. Deutschland und Ludwigs XIV. letzte Kriege. 
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Philipp von Anjou in Anspruch. Die Rechtslage sprach zweifellos 
gegen Ludwig, da seine Gemahlin aus alle Erbrechte ausdrücklich verzichtet 
hatte, während dies bei ihrer jüngeren Schwester, der Gemahlin Leo¬ 
polds I., nicht der Fall gewesen war. Auf die Nachricht, daß zwischen den 
verschiedenen Mächten Verhandlungen über eine Teilung seiner Staaten 
stattfänden, tat Karl II. Schritte, um ihre Einheit aufrecht zu erhalten. 
Er bestimmte in seinem letzten Willen Jofeph Ferdinand, den Sohn Karls u. 
des Türkensiegers Kurfürst Max Emannels von Bayern, zu seinem Nach- m etainente 
folget. Als der Kurprinz jedoch im Jahre 1699 starb, setzte er erst Karl 
von Österreich, dann aber, den französischen Neigungen seiner geistlichen 
Umgebung und auch des Laudes nachgebend, unter ausdrücklichem Widerruf 
aller früheren Verfügungen Philipp von Anjou au seine Stelle. Dies 
wurde aber erst besannt, als man nach dem am 1. November 1700 er¬ 
folgten Ableben Karls II. das Testament eröffnete. 
Ludwig XIV. schickte seinen Enkel Philipp sofort nach Madrid 
und verhielt sich jetzt gegen alle Teilungsvorschläge durchaus ablehnend. 
So kam als letzter hervorragender Erfolg Wilhelms III. nach langen 
Verhandlungen Ende 1701 die „Große Allianz" zustande, in der die 
Seemächte zwar die Nachfolge der Bourbonen in Spanien nicht be¬ 
stritten, aber für den Sohn des Kaisers die spanischen Niederlande 
und die spanischen Besitzungen in Italien forderten, mit dem Hinter¬ 
gedanken, die spanische Kolonialmacht unter sich zu teilen. Aus dem 
europäischen Streit entstand so der erste Weltkrieg. Die meisten Weltkrieg 
deutschen Staaten wie auch Portugal und später Savoyen schlossen ” e e ne0 
sich der Allianz an, während Ludwig XIV. den Kurfürsten von 
Bayern, der schon lange die spanischen Niederlande verwaltete und sie 
zu erhalten hoffte, und dessen Bruder, den Kölner Erzbischof, auf 
seine Seite brachte. 
Der Krieg wurde hauptsächlich auf drei Kriegsschauplätzen, in den ^^gsschauMtze 
Niederlanden, in Süddeutschland und Italien geführt. Glän¬ 
zenden Ruhm gewannen neben vielen hervorragenden Führern auf allen 
Seiten die beiden großen Feldherren Prinz Eugen und der eng¬ 
lisch? Herzog von Marlborough, dessen Gemahlin großen Ein¬ 
fluß auf Anna, die Königin von England, hatte.1) Der Plan der 
l) Die Thronfolge in England nach dem Tode Wilhelms III. (1702) und die 
Beziehungen der hannoverschen (welfischen) Sinie zu den Hohenzollern erklärt folgende 
Jtaoeue: 
Jakob I. Stuart 
Elisabeth, verm. m. Friedrich V. v. d. Pfalz 
Sophie, verm. m. Ernst August v. Hannover 
Karl II. 
Karl I. 
Jakob II. 
Georg ii. tz-ophie Dorothea Friedrich Wilhelm I. 
Georg I. Sophie Charlotte, 
seit 1714 König v. England verm. m. Friedrich I. Preußen 
Maria, Anna 
Gern Wilhelms UI. f 1714.
	        
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