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Erster Zeitraum von 1500 bis 1618.
Der nordische
Gesamtstaat.
Aufstand der
Schweden.
Das Hans Wasa.
Machtzuwachs
Schwedens.
Gustav Adolfs
Persönlichkeit.
Sein Heer.
Schwedens Emporsteigen durch das Haus Wasa. Durch die Kal¬
ma rische Union vom Jahre 1397 (s. Teil IV, S. 89) waren die „drei
Nordischen Reiche" zu einem Gesamtstaate vereinigt worden, ohne daß da¬
mit die zwischen ihnen bestehenden Gegensätze ausgeglichen worden wären.
Um die andauernde Unzufriedenheit der Schweden zu unterdrücken, ließ
der König Christian II., ein Schwager Kaiser Karls V., im Jahre 1520
hundert der angesehensten Führer der schwedischen Nationalpartei hiitrich^
teil (Stockhol nler Blutbad). Dies trieb die Schweden unter der Füh¬
rung des Gustav Wasa zu einem erbitterten Aufstande, der mit der
Vertreibung der Dänen und der Errichtung eines selbständigen schwe¬
dischen Reiches endete, dessen erster König Gustav I. Wasa wurde.1)
Er führte die Reformation int Lande ein und erhöhte durch die Ein¬
ziehung der geistlichen Güter die Stellung seines Hauses derartig, daß
die Königswürde in ihm erblich gemacht wurde. Als später sein Enkel
Sigismund unter Rückkehr zum Katholizismus König von Polen
wurde, begannen lange Kämpfe zwischen den Polen und Schweden, da
die katholische polnische Linie des Hauses Wasa von der Nachfolge int
evangelischen Schweden ausgeschlossen wurde.
Aus den Kriegen, in die Schweden nicht nur mit Polen, sondern
auch mit Dänemark und Rußland verwickelt wurde, ging es meist
siegreich und mit großem Machtzuwachs hervor. Finnland, Esthland,
das bisher russische Inger man land und Teile des polnischen Livland
(f. S. 36) gehörten zu Schweden, als es tu die deutschen Verhältnisse
eiugriff.
Gustav II. Ad o l f war ohne Zweifel der bedeutendste Herrscher feines
Zeitalters. Durch sorgfältigen Unterricht waren die trefflichen Anlagen
feines Geistes reich entwickelt. Schon mit siebzehn Jahren auf den Thron
gelangt, erlernte er früh die Kunst, die Menschen zu durchschauen und
sich dienstbar zu machen. Die zahlreichen Kriege mit Dänemark, Rußland
und Polen ließen sein staatsmännisches Geschick und seine Gabe, ein Heer
zu ordnen, zu leiten und zum Siege zu führen, voll ausreifen. Trotz des
langen Kriegslebens blieb er sittenstreng, menschenfreundlich und leutselig
gegen jedermann. Wahre, lautere Frömmigkeit bildete den Grundzug seines
Wesens.
Sein Heer war in Anbetracht des schwach bevölkerten Landes nicht
besonders stark, aber es bestand nicht wie die meisten europäischen Heere
der Zeit aus vaterlandslosen, räuberischen Söldnern, die ihren Amt heute
l) ©tammtafel des Hauses Wasa:
Gustav I. 1523—1560
Erich Johann III. Karl IX.
Sigismund v. Polen, Gustav II. Adolf Katharina,
Begründer d. polnisch-katholischen 1611—1632 Gem. Johann Kasimirs,
Linie des Hauses I Pfalzgrafs v. Zweibrücken
| Christine I
Johann Kasimir 1632—1654 Karl X. Gustav
1654—1660
I
Karl XI. 1660—1697
I
Karl XII. 1697—1718.