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Zweiter Zeitraum von 1648 bis 1740.
gischen Gesandten festgenommen, über die Grenze geschafft und in
Memel hingerichtet. Danach fügte sich auch Preußen der neuen
Herrschaft.
§ 19. Deutschland-Österreich im Kampfe gegen Framosen und Türken
?itr Zeit des Großen Kurfürsten.
Heinrich iv. Frankreich im 17. Jahrhundert. Heinrich IV. (1589—1610), der erste
König aus dem Hanfe Bourbon (f. S. 32), hatte sich mit dem besten
Erfolge bemüht, die Wunden, die jahrzehntelange Bürgerkriege dem Lande
geschlagen hatten, durch geschickte Maßregeln (Edikt von Nantes) und tat¬
kräftige Verwaltung (Hebung der Landwirtschaft) zu heilen. Als er aber
im Jahre 1610 im Bunde mit den deutschen Protestanten den Kampf gegen
das Haus Habsburg wieder aufnehmen wollte, wurde er von einem fana¬
tischen Katholiken, namens Ravaillac, als vermeintlicher Freund der
Ketzer ermordet. Während der Minderjährigkeit feines Sohnes Lnd-
Ludwig xiii. w i g s XIII. (1610—1643) drohten die alten Parteikämpfe wieder aufzu¬
leben, zumal da die Mutter des jungen Königs die Regierung einem unwür¬
digen Günstling überließ. Diese Mißwirtschaft beendigte der jugendliche
Bischof von Lnyon, nach seinem späteren Titel gewöhnlich Kardinal Ri-
gücheiieu. chelieu genannt, dem Ludwig XIII. die Zügel der Herrschaft in die Hände
gab. Energisch bis zur äußersten Rücksichtslosigkeit, bezwaug Richelieu
sowohl den ausländischen Adel als auch die Hugenotten, denen er die ihnen
eingeräumten Sicherheitsplätze (z. B. La Rochelle) und das Recht der Trup¬
penhaltung nahm. So bekämpfte er zur Festigung der königlichen Macht im
Innern den Protestantismus, in der auswärtigen Politik aber stärkte er
ihn, wie der Gaug des 30 jährigen Krieges bewies, zur Schwächung des
Hauses Habsburg. Ganz im Geiste Richelieu^ verfuhr fein Nachfolger, der
Lndwi""x7v italienische Kardinal Mazzarini, gewöhnlich Mazarin genannt, der für
" roi0 beit 6eint Tode des Vaters erst fünfjährigen Ludwig XIV. (1643—1715)
die Regierung führte. Auch ihm gelang es, die widerstrebenden Mächte im
Innern zu bändigen und Frankreich in die auswärtigen Kriege mit größtem
Erfolge eingreifen zu lassen. Weder das verfallende Spanien noch Deutsch¬
land und Italien, das ebenfalls an Zerrissenheit krankte, waren fähig, gegen
Frankreichs Vergewaltigung Land und Leute zu sichern. Schon war das
Elsaß (bis auf Straßburg), Metz, Toni und Verdnn in der Hand der
Franzosen, und der Herzog von Lothringen von seinem übermächtigen
Nachbar abhängig.
Ludwigs xiv°" Nach Mazarins Tode (1661) ergriff der junge König die Zügel der
Regierung mit eigner Hand und gewann durch große Vorzüge des Körpers
und des Geistes sowie durch die Mithilfe kluger, tatkräftiger Minister Macht,
Glanz und Ruhm in solchem Maße, daß die bewundernde Mitwelt feine
Zeit das Zeitalter Ludwigs XIV. nannte. Ein hochbegabter Mann,
$er^ationaVeS namens Colbert, dem er die Leitung des Schatzwefens nnd des Han-
rei*ttim8. dels Übertrug, verstand es, Maßnahmen zu treffen, durch die Industrie und
Handel gefördert, also der Wohlstand vermehrt, und die Steuern einträg-