26 Frankreich im 17. Jahrhundert. § 12. 13
ein und beauftragte sie mit der Untersuchung darüber, was ehemals
zu den Gebieten der Bistümer Metz, Toul und Verduu, zur Frauche-
Comte und zu den Besitzungen im Elsaß gehört habe. Die von den
Kammern der französischen Krone zugesprochenen Gebiete wurden sofort
militärisch besetzt und, ohne daß Maßregeln zur Abwehr getroffen worden
wären, dem französischen Staatsgebiete einverleibt.
Strahburg Auf allen Seiten von französischem Gebiet eingeschlossen und vom Reich
<1681)' ohne Schutz gelassen, konnte auch Straßburg seine Freiheit und Selb-
ständigkeit nicht länger behaupten. Im September 1681 wurde die Stadt
im Einvernehmen mit dem Bischof Egon von Fürstenberg und einigen
Mitgliedern des Rates von französischen Truppen umstellt und trotz der
größtenteils franzosenfeindlichen Stimmung der Bürgerschaft übergeben. Am
30. Sept. zog Ludwig ein und nahm die Huldigung der Stadt entgegen.
Pfälzischer § 13. Der Krieg um die Pfalz (1688—1697). Als im Jahre 1685
®fftfe°it9e' das Haus Pfalz-Simmern in der Kurpfalz ausgestorben war (vgl. die
Stammtafel Seite 17) und das Haus Pfalz-Neuburg, das seit dem Vertrage
von Tauten im Besitze von Jülich und Berg war, das ihm rechtmäßig
zustehende Erbe angetreten hatte, erhob Ludwig XIV. für Elisabeth
Charlotte, die Schwester des letzten Pfalzgrafen und Gemahlin feines
Bruders, des Herzogs von Orleans, auf Teile des Landes Anspruch,
obwohl sie bei Abschluß der Ehe auf ihr Erbrecht verzichtet hatte. An
der Spitze eines Heeres fiel der Dauphin in die Pfalz ein und brand-
schätzte, noch während des 1684 geschlossenen Waffenstillstandes, den
schwäbischen und fränkischen Kreis.
Ludwigs Gegen den Gewaltakt des Königs schlössen sich alle europäischen
Gegner, ^ eine Vergrößerung seiner Macht fürchteten, zu gemeinsamer
Abwehr zusammen. Das Verteidigungsbündnis, das der Kaiser bereits
mit Spanien, Schweden und den bedeutendsten Reichsfürsten zu Augs-
bürg geschlossen hatte, erweiterte sich jetzt durch den Beitritt von Eng-
land, Holland und Savoyen zu einer großen Allianz. Wilhelm III.,
der soeben den englischen Thron bestiegen hatte, wurde, da Ludwig den
vertriebenen Jakob II. unterstützte, sein eifrigster Gegner und der Mittel-
puukt der großen Allianz.
Schauplätze Schauplätze des Krieges waren gleichzeitig die Niederlande, wo
des Krieges. Wilhelm III. den Oberbefehl führte und sich trotz einiger Niederlagen im
Felde behauptete, die Rheinlande, wo sich die Brandenburger unter
dem Kurfürsten Friedrich III. auszeichneten, ferner Oberitalien, Katalonien,
Irland und das Meer.
Verwüstung Schon auf dem Rückzüge begriffen, verheerten die Franzosen (1689) auf
der Pfalz Lonvois' Anordnung die Pfalz; Heidelberg mit dem berühmten Schlosse,
Speyer mit seinem Dome und den Kaisergräbern, Mannheim, Worms und
viele andere Ortschaften fielen damals ihrer Zerstörungswut zum Opfer,
während es dem Markgrafen Ludwig von Baden gelang, durch eine glück¬
lich gewählte Stellung am Neckar den Feind von Süddeutschland abzuwehren.