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das den Nachkommen der ursprünglichen Markgenossen vorbe¬
halten blieb, die aus bäuerlichen Kommunisten zu hochfahren¬
den Patriziern wurden. Aber die Handwerker organisierten
sich nach dem Muster der Markgenossenschaft in
Zünften und führten einen oft siegreichen Kamps mit den
alten Geschlechtern. In diesen Kämpfen gegen die grund¬
besitzende Aristokratie empfanden die Handwerker eine gewisse
Sympathie mit den Bauern, die nach einer Milderung ihrer
feudalen Lasten strebten. Nicht selten gingen beide Klassen
Hand in Hand; im Kleinbürgertum entstand ein demokra¬
tischer Zug, der jedoch nicht stark genug war, die frühere Ab¬
geschlossenheit der Markgenossenschaft zu überwinden, sondern
sie nur auf einem etwas erweiterten Gebiete, der Zunft und
der Gemeinde, zur Geltung brachte.
Neben die Markgenossenschaft trat so als zweite wirt¬
schaftliche Einheit die Stadt mit einem größeren oder kleineren
Landgebiete. Jedoch die Abschließung der einzelnen Städte
von einander blieb bestehen; und wenn sie auch zunächst den
Landesherren eine gewisse Stütze gegen den Adel boten, so
drohten sie doch, je mehr sie aufblühten, ein neues Element
der staatlichen Zerrissenheit zu werden. Allein nunmehr trat
innerhalb einzelner Städte eine Entwickelung ein, die die
moderne Nation und die moderne Monarchie schaffen sollte.
Quellen. Ueber die Kämpfe der Germanen und Römer im
Beginn unserer Zeitrechnung handelt zutreffend H. Delbrück:
Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte,
und zwar in den ersten Kapiteln des zweiten Bandes. Einen kritischen
Auszug daraus gibt das vierte Ergänzungsheft der Neuen Zeit:
Mehring, Eine Geschichte der Kriegskunst. Ueber die Ent¬
stehung der germanisch-romanischen Staaten enthält wertvolle Finger¬
zeige Engels, Der Ursprung der Familie, des Privateigentums
und des Staates, im Kapitel über die Staatsbildung der Deutschen.
Daneben ist zu benutzen: Lamp recht, Deutsche Geschichte, in
den beiden ersten Bänden, und namentlich in dem ersten Bande. Die
späteren Bände dieses umfangreichen Geschichtswerkes fallen mehr
und mehr ab; sie zu lesen ist für Arbeiter verlorene Zeit. Ueber den
Ursprung des Christentums und die Herrschaft der mittelalterlichen
Kirche unterrichtet am besten K a u t s k y in verschiedenen Schriften,
die alle im Stuttgarter Parteiverlage erschienen sind: Der Ursprung
des Christentums, die grundlegende Arbeit, die zur deutschen Geschichte
allerdings keine unmittelbaren Beziehungen hat; ferner: Vorläufer
des Neueren Sozialismus, wo im ersten Kapitel des ersten Bandes
der urchristliche Kommunismus behandelt wird; endlich: Thomas More
und seine Utopie in dem ersten Abschnitt, wo der Uebergang der feudal¬
mittelalterlichen in kapitalistisch-moderne Zustände meisterhaft dar¬
gestellt ist, ungleich kürzer, aber ungleich erschöpfender als in irgend
einem bürgerlichen Geschichtswerke.