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der ihre Forderungen nachdrücklichst unterstützte. Als die Mutter starb, stand
er an der Spitze einer ansehnlichen Macht. Zwischen den beiden Brüdern Hyrkan
und Aristobul brach ein blutiger Bürgerkrieg aus, in dem Hyrkan bei Jericho
geschlagen wurde. In dem von den Brüdern geschlossenen Frieden erhielt Aristobul
die Herrschaft. Dieser Friede wurde jedoch bald gestört durch die Ränke und
die Herrschsucht eines Mannes, der unheilbringend für das jüdische Volk wurde:
diuch den Idumäer Antipater. Von Alexander Jannai zum Statthalter über
Idumäa ernannt, wusste Antipater den schwachen Hyrkan, dessen Vertrauen er ge¬
noss, zu veranlassen, den Frieden zu brechen und nach der Krone zu streben. Er
entfloh mit ihm ans Jerusalem und begab sich zu Aretas, König der Araber,
welcher, nachdem ihm 12 Städte in Judäa zugesichert worden waren, mit einem
Heere von 50,000 Mann gegen Aristobul zog, ihn schlug und Jerusalem belagerte.
Da wandten sich die beiden feindlichen Brüder an Scaurus, den Feldherrn des
Pompejus, welcher auch den Aretas zwang, die Belagerung aufzuheben.
Bald darauf erschienen Hyrkan und Aristobul mit ihren Thronansprüchen
\or Pompejus in Damaskus, welcher, da Aristobul sich seinem Urtheilsspruche
nicht unterwerfen wollte, zum Angriff gegen Jerusalem schritt. Wieder an einem
Sabbate wurde die Hauptstadt eingenommen, über 12,000 Menschen fanden an
diesem Tage den Tod. Pompejus drang auch in das Innere des Tempels, liess
aber den reichen Tempelschatz unberührt, auch schonte er die Priester, die zu
seinem Erstaunen mitten unter der grauenhaften Zerstörung den Dienst im Heilig-
thum nicht unterbrachen. Pompejus liess dem Hyrkan die Hohepriesterwürde, ver¬
lieh ihm den Titel Ethnarch (Volksfürst) und stellte ihn unter Vormundschaft des
Antipater. So verlor Judäa seine mühsam errungene Freiheit, die, jüdische Nation
ihre Unabhängigkeit; Jerusalem, dessen Mauern niedergerissen wurden, musste
den Römern Tribut zahlen. Aristobul, seine Söhne Alexander und Antigonos und
seine Töchter wurden als Gefangene nach Rom geführt.
Schon auf dem Wege nach Rom war es Aristobul’s ältestem Sohne Alexander
gelungen zu entfliehen und, nach Judäa zurückgekehrt, sammelte er eine ansehn¬
liche Streitmacht um sich; er wurde aber von Mark Antonius, den Gabinius
ihm entgegenschickte, in der Nähe Jerusalems, und ein zweites Mal bei dem Berge
Tabor geschlagen. Nicht besser erging es dem aus Rom entflohenen Aristobul,
der wieder nach Rom zurückgebracht und bald darauf durch die Anhänger des
Pompejus vergiftet wurde. Den Alexander liess Pompejus in Antiochien enthaupten.
Inzwischen wusste Antipater sich bei den Römern ein hohes Ansehen zu
verschaffen, und durch die dem judenfreundlichen Cäsar in Aegypten geleisteten
Dienste stieg er so hoch in ihrer Gunst, dass er zum Landpfleger für ganz
Judäa ernannt wurde. Von seinen 4 Söhnen: Phasael, Herodes, Joseph und
Pheroras setzte er den ältesten zum Statthalter von Jerusalem und den Herodes
zum Statthalter von Galiläa ein. Antipater wurde von Malich, einem Vertrauten
Hyrkan’s, durch Gift aus dem Wege geräumt.
§ 2. Herodes, König von Judäa.
Herodes, genannt der Grosse, Sohn des Idumäers Antipater und der
Araberin Cypros, bahnte sich durch Ränke und Mordthaten den Weg zum Throne.