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Schon als junger Mann zeigte er Muth und Entschlossenheit. Wegen seines
eigenmächtigen Vorgehens von Hyrkan vor das Synhedrion geladen, benahm er
sich so trotzig und herausfordernd, dass die Eichter es nicht wagten, die Anklage
gegen ihn zu erheben; statt der verdienten Strafe erhielt er von Cäsar die Ver¬
waltung von ganz Cölesyrien. Seinen weitgreifenden und hochfliegenden Plänen
stand nur noch Einer im Wege: Antigonos, der Sohn des in Rom vergifteten
Aristobul und Neffe Hyrkan’s. Mit Hülfe der Parther drang Antigonos in Judäa
ein, eroberte Jerusalem, liess Hyrkan die Ohren abschneiden, um ihn zum Priester¬
dienste untauglich zu machen, und wurde nun selbst König und Hoherpriester (40).
In dieser Gefahr eilte Herodes zu dem Araberkönig Malchus, zur ägytischen
Königin Kleopatra, reiste nach Rom und setzte es bei Antonius und Octavian
durch, dass der römische Senat ihn zum König der Juden ernannte (40). Es kam
nun zwischen Herodes und Antigonos zu einem blutigen Kampfe, der durch Hülfe
römischer Truppen nach 3 Jahren mit der Einnahme Jerusalems beendet wurde;
auch diesmal wurde Jerusalem an einem Sabbat (Juni 37) erobert, nur mit Mühe
konnte Herodes die Zerstörung des Tempels verhindern. Den Antigonos liess
Antonius auf Bitten des Herodes ans Kreuz schlagen.
Den Thron, den Herodes, vom Volke der idumäische Sklave genannt, über
Leichen erstiegen hatte, suchte er auch durch Mord zu stützen. Gleich nach
seinem Regierungsantritte liess er die Anhänger des Antigonos, die angesehensten
Geschlechter, alle Mitglieder des Synhedrion bis auf Schemaja und Abtalion,
die Häupter desselben, grausam hinrichten und das Vermögen aller Verurtheilten
für seinen Schatz einziehen. Er war ein mistrauischer Tyrann, beständig von
Furcht und Argwohn gequält, und dieser Furcht fielen die wenigen, noch übrig-
gebliebenen Glieder der Hasmonäerfamilie, selbst seine eigenen Binder und Ge¬
schwister zum Opfer. Den alten Hyrkan, der bei den Parthern lebte, wusste er
durch schmeichelhafte Versprechungen zur Rückkehr nach Jerusalem zu ver¬
anlassen; hier liess er ihn angeblich wegen Hochverrath tödten. Zum Hohenpriester
ernannte er einen unbedeutenden Mann, namens Ananel, und überging seinen
Schwager Aristobul, den vom Volke geliebten Bruder seiner Gemahlin Mariamne.
Als aber Alexandra, die Mutter Aristobul’s, sich darüber beklagte, und die Königin
Kleopatra, so wie M. Antonius sich für ilm verwendeten, so übertrug ihm Herodes
die Hohepriesterwürde, liess ihn aber bald in Jericho im Bade ertränken. Zwar
wurde er dieser Unthat wegen von Alexandra des Mordes angeklagt und musste
auch vor dem Richterstuhle des Antonius erscheinen, wusste aber den Römer
durch Geschenke für sich zu gewinnen, sodass er völlig frei ausging. Seine
Gemahlin Mariamne, die letzte Hasmonäerin. wurde von Herodes’ Schwester
Salome tödtlich gehasst und infolge der Verleumdungen dieses ränkevollen Weibes
des Treubruchs angeklagt, vor parteiische Richter gestellt und zum Tode ver-
urtkeilt; auch ihre Mutter Alexandra liess er hinrichten.
Alle diese Hinrichtungen und Gemüthserschütterungen wirkten zerstörend
auf seine Gesundheit und machten ihn trübsinnig. Theils zu seiner Zerstreuung,
theils aus Schmeichelei gegen den Kaiser Augustus, auf dessen Freundschaft er
sehr stolz war, liess er Wasserleitungen und Städte, wie Sebaste (Samaria) und
Cäsarea, bauen. Das Volk hasste ihn und dies umsomehr, als er auch noch