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Während des Tages schlafen die Fledermäuse an dunkeln Orten:
in hohlen Bäumen, Türmen, Mauerspalten, Schornsteinen, hinter Fenster¬
läden re. Dabei hängen sie an den Krallen der Hinterfüße, haben die
Ohren umgelegt und die Flughaut wie einen Mantel um sich geschlagen.
Während der Abend- und Morgendämmerung aber verlassen sie ihre
Schlupfwinkel, lassen sich fallen, breiten dabei die Flughaut aus und
flattern geräuschlos davon. Vom Boden aus können sie nicht fliegen,
sondern müssen irgendwo ein Stück weit in die Höhe klettern. Wenn
sie Junge haben (1—2), werden diese von den Weibchen einige Wochen
lang an der Brust mit herumgetragen. Im Fluge ei hascht die Fleder¬
maus eine Menge schädlicher Nachtschmetterlinge, Käfer und andere In¬
sekten, die ohne sie im Dunkel ungestört ihr Wesen treiben könnten.
Gern streicht sie dabei an den Häusern oder nahe über dem Wasser¬
spiegel hin oder durch die Baumkronen, weil sie da reichlich Nahrung
findet. Mit Recht hat man dieses äußerst nützliche und schonenswerte
Tier die Schwalbe der Nacht genannt.
Daß die Fledermaus dem Menschen in die Haare fahre und diese verwirre,
ist eitel Fabel, wie auch, daß sie in Rauchkammern den Speck aufzehre. Findet
man diese Tiere an einem solchen Orte, so sind sie nur durch die Märine, nicht
aber durch den Speck angelockt worden. In Gefangenschaft sterben sie eher, als
daß sie etwas anderes als lebende Insekten verzehrten. Mährend der kalten
Jahreszeit halten sie an geschützten Orten ihren M im t e r s ch l a f, wobei sie sich
klumpenweise zusammenhängen und erstarren. Dabei bleiben sie ohne Nahrung;
die Körperwärme ist sehr gering; ihr Herz schlägt matt und das Atinen geht sehr
langsam vor sich, bis die Frühlingswärine sie wieder aufweckt.
b. Bei uns findet sich als größte Art die gemeine Fledermaus, ferner
die langohrige oder Ohrenfledermaus u. die Hufeisennase mit hufeisen¬
förmigem Mul st um die Nase nebst einem blattähnlichen Auswüchse darüber. In
Ostindien lebt der fast katzengroße, eßbare fliegende Hund, der Baumfrüchte
verzehrt und tagüber schlafend an den Ästen hängt. Im heißen Südamerika trifft
man öen Hampyr, von der Größe eines Eichhörnchens, der Insekten verzehrt,
aber auch größeren Tieren Blut aussaugen soll.
6. Die Flattertiere (Flügelhänder) sind nächtliche Säugetiere mit
einer Flughaut zwischen den ^ Gliedern; sie nähren sich von Insekten
oder Früchten.
222. ». Der Maulwurf, (ii, 12)
der fast ständig unter der Erde lebt, ist ein insektenfressendes
Raubtier. Sein Name bedeutet so viel als Erdaufwerfer. Er wird
12—15 cm lang und hat einen walzenförmigen Körper ohne deutlich
erkennbaren Hals. Die Schnauze ist in einen Rüssel verlängert; hinten
endet der Leib in einem kurzen Schwänze. Mit Ausnahme' der Pfoten
und des Rüssels, die fleischfarbig sind, ist das ganze Tier in einen blau¬
schwarzen, sammetweichen, kurzhaarigen Pelz gehüllt. Die Augen sind
so klein und versteckt, daß man sie nicht leicht findet. Auch die Ohren
sind von dem Pelze verhüllt und haben anstelle der Muscheln nur einen
kleinen Hautrand. Im Munde befindet sich ein scharfzackiges Raubtier¬
gebiß. Die kurzen Füße enden je in 5 Zehen mit langen Krallen. Die
Vorderpfoten sind handförmig und zum Scharren eingerichtet. Damit