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16) Der Zahlen Grenz' ist zehn. Die Grenze für die Todten und Lebenden
besteht in Gottes zehn Geboten. Zehn Finger hast dn drum, o Kind, um ohne
Fehlen an deiner Hand die zehn Gebote herzuzählen.
17) Schätze nicht das Eilende über das Weilende!
- Setze nicht daö Nichtige über das Wichtige!
Was dn haft, wär' überschwenglich,
Wär' es nicht vergänglich.
Deine Rast wär' ein Behagen,
Erwachtest dn nicht zu Klagen;
Dein Pallast wär' ein festes Thor
Stünde nicht pochend der Tod davor. —
Halte dich nicht geborgen,
Denke heut an dein Morgen.
18) Wer da stirbt, eh' er stirbt, der stirbt nicht, wann er stirbt.
19) Mein Sohn, du sollst dich nur auf Straße» und auf Gassen,
Sehn mit ehrbaren, mit geehrten Leuten lassen.
Die halbe Ehr' ist dein, wenn man sich neigt vor ihnen;
Am Ende lernest du, die ganze selbst verdiene».
80) Für den Fleißigen hat die Woche sieben Heute, für den Faulen sieben
Morgen.
81) Immer strebe zum Ganzen! Und kannst du selber kein Ganzes
Werden, als dienendes Glied, schließ an ein Ganzes dich an!
88) Wohl unglükkfelig ist der Mann, der unterläßt das, waö er kann, und
ilnterfäugt sich, was er nicht versteht; kein Wunder, daß er zu Grunde geht.
83) Wer über Gräber geht, und denket nicht an sich und spricht nicht rin
Gebet, thut doppelt freventlich. Er hat vergessen, daß im Herrn die Todten
leben, und hat vergessen, daß er selbst soll sterben eben!
84) Thu' recht, und schreibe dir nicht alö Verdienst es an; denn deine
Schuldigkeit allein hast du gethan. Thu'S gern! und wenn dir das nicht zum
Verdienst gereicht, gereicht dir's doch zur Lust, daß dir die Pflicht ward leicht.
85) Sei wessen Sohn du magst, und Tugend fei dein eigen, so brauchest du
unö gar den Stammbaum nicht zu zeigen. Wer sagen kann: „Ich bin's!" ist
unser Mann fürwahr; nicht der ist unser Mann, der sagt: „Mein Vater war."
Druck der Hosbuchdruckerei von Trowitzsch & Sohn in Frankfurt a. t, O,