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sondern auch die Inseln Sardinien und Korsika, und einen großen Tbeil
der Insel Sicilien unterjocht. Außerdem hatte es noch viele Kolonien,
seine Flotten segelten auf allen bekannten Meeren, sein Handel war blü¬
hend, sein Reich unermeßlich. Die Punier oder Karthager selbst
waren ein kleines Volk, aber mit ihrem Gelde mietheten sie fremde Trup¬
pen, die ihnen die Länder erobern mußten.
Sobald die Römer über Italien hinausgingen, konnte es nicht fehlen,
daß sie mit den Puniern feindlich zusammentrafen; denn beide Völker hat¬
ten die Weltherrschaft im Sinn. Die Römer setzten nach Sicilien über,
schlugen die karthagischen Soldtruppen, welche dort standen, und eroberten
in wenig Jahren mehr als 60 sicilische Städte. Nun schickten die Kar¬
thager eine große Kriegsflotte. Die Römer, die auf dürftig zusammen¬
genagelten Brettern nach Sicilien übergesetzt waren, kamen in große Ver¬
legenheit; doch sie wußten sich zu helfen. Zufällig war an der Küste ein
karthagisches Kriegsschiff gestrandet; dessen bemächtigten sich die Römer, und
erbaueten nach diesem Muster mit unbeschreiblicher Anstrengung in 60 Tagen
ihre erste Flotte von 120 Kriegsschiffen. Diese Schiffe waren freilich sehr
unbehülflich; sie konnten nur mit großer Mühe fortgestoßen werden. Aber
der römische Feldherr Duilius wußte auch hier Rath; er erfand eine
Art Zugbrücken, welche man, sobald ein feindliches Schiff nahete, auf das¬
selbe niederfallen ließ. Widerhaken hielten dann sogleich die beiden Schiffe
zusammen, die römischen Soldaten sprangen auf die Brücke und fochten
nun wie auf dem festen Lande. Unter des tapfern Duilius Anführung
erfochten die Römer einen glänzenden Sieg über 150 feindliche Schiffe (bei
Mylä 260 v. Chr.), und die Römer waren über diesen ersten Seesieg so
erfreut, daß sie ihrem Feldherrn eine marmorne Ehrensäule errichteten, an
welcher die Schnäbel der eroberten karthagischen Schiffe befestigt wurden.
Zugleich bewilligten sie dem Duilius, so oft er des Abends von einem
Gastmahle nach Hause zurückkehrte, mit Fackeln und mit Musik sich beglei¬
ten zu lassen — eine Ehre, die andere Sieger nur an dem Tage ihres
feierlichen Einzuges in Rom genossen.
2.
Nach diesem Siege eroberten die Römer die Inseln Sardinien und
Korsika, und Regulus wagte es sogar, nach Afrika überzusetzen und die
Feinde in ihrem eigenen Lande anzugreifen. Er eroberte eine karthagische
Stadt nach der andern, machte sehr reiche Beute und stand schon vor den
Thoren Karthago's. Da landeten griechischeMiethstruppen; Regulus, der
sich des Sieges allzugewiß glaubte, wurde geschlagen und selbst mit 200
Römern gefangen genommen.
In den nächsten Jahren waren die Römer nicht glücklicher; mehrere
Städte in Sicilien wurden von den Karthagern wieder erobert, zwei
römische Flotten durch einen Sturm zerstört. Doch die Römer verzagten
nicht; sie baueten wieder neue Flotten, und durch einen glänzenden Sieg,
den sie auf Sicilien über das karthagische Heer davon trugen, wurden die