Full text: Größeres Lesebuch für Fortbildungsschulen in Stadt und Land

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VIII. Sprüche und Sprichwörter. 
Rat macht Schuld, und du giebst Wechsel aus, wenn du Rat giebst. — Man 
muß dem Schlafe zeigen, daß man sein Sklav nicht sei. Wer, wenn er schnell aufwacht, 
nicht gleich h versteht nicht Winke der Natur. Der zweite Schlaf ist ein 
Postskript, das keinem Mann ansteht. Wer einen Fuß aus dem Bette seht und den 
andern nachholt, arbeitet auch nur mit halbem Kopfe. Mittagsschlaf ist ein brennend 
Licht am Tag. — Es wird wenig in der Welt verbessert, weil die Menschen es immer 
auf andere, und niemand es auf sich selbst anlegt — Der Weg zum Himmel ist mit 
lauter gutem Willen gepflastert. Guter Wille gilt bei Gott und allen ehrlichen Leuten 
soviel als die That. (Hippel.) 
Arbeit, Mäßigkeit und Ruh schließt dem Arzt die Thüre zu. — Alien Freund 
für neuen wandeln heißt für Früchte Blumen handeln. — Ohr und Auge sind die 
Fenster und der Mund die Thür' im Haus; sind sie alle wohlverwahret, geht nichts 
Böses ein und aus. — Wenn ein Geiz'ger ist gestorben, hebt sein Schaßz erst an zu 
leben; jeder wünscht bei diesem Kinde einen Palen abzugeben. — Trau, schau, wem? 
Gott trau! In der Welt hingegen schau! — Hoffnung ist ein fester Stab und Geduld 
ein Reisekleid, da man durch die Welt und Grab wandelt in die Ewigkeit. — Wodurch 
wir Würd, und Glück erhalten lange Zeit? Ich meine durch nichts mehr als durch 
Bescheidenheit — Sich selbst bekämpfen ist der schwerste Krieg; sich selbst besiegen ist 
der schönste Sieg. — Da, wo man Rat nicht hört, wo Rat nicht Folge hat, allda ist 
gar lein Rat der allerbeste Rat. (Logau.) 
Drücke den Pfeil zu schnelle nicht ab, der nimmer zurückkehrt; Glück zu rauben 
ist leicht, wiederzugeben so schwer. — Wie der Schatten früh am Morgen ist die 
Freundschaft mit dem Bösen: Stund auf Stunde nimmt sie ab. Aber Freundschaft 
mit dem Guten wächset wie der Abendschatten, bis des Lebens Sonne sinkt. — Suchst 
du Hilfe des Freundes, so suche mit heiterm Gesicht sie; leichter gedeihet ein Wort unter 
der fröhlichen Stirn. Mußt du des Herzens Kummer auf Erden einem vertrauen; 
gehe zum Heitern; er ist auch der barmherzige Mann. — Wer sich um Weisheit müht 
und nicht anwendet die Weisheit, gleicht dem Manne, der pflügt, aber zu säen vergißt. 
— Suche die Weisheit, als würdest du ewiglich hier sein; Tugend, als hätte der Tod 
dich schon am sträubenden Haar. — Mäßige demen Zorn; es fallen die Funken des 
Zornes erst auf dich; auf den Feind, wenn sie ja treffen, zuletzt. — Der ist nicht ein 
Held, der im Zorn den Löwen hervorlockt, der ist's, der auch im Zorn gütig die Worte 
beherrscht. (Gerder!) 
In müßiger Weil' schafft der böse Geist. — Wo Menschenkunst nicht zureicht, 
hat der Himmel oft geraten. — Teuer ist mir der Freund; doch auch den Feind kann 
ich nützen; zeigt mir der Freund was ich kann; lehrt mich der Feind, was ich soll. 
In den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling; still auf gerettetem Kahn treibt 
in den Hafen der Greis. — Es liebt die Welt das Strahlende zu schwärzen und das 
Erhabene in den Staub zu ziehn. Doch fürchte nichts; es giebt noch edle Herzen, die 
für das Hohe, Herrliche erglühn. — Auch aus entwölkter Höhe lann der zündende 
Donner schlagen; darum in deinen fröhlichen Tagen fürchte des Unglücks tückische Nähe. 
— Nicht an die Güter hünge dein Herz, die das Leben vergänglich zieren! Wer besitzt, 
der lerne verlieren; wer im Glück ist, der lerne den Schmerz. — Wenn ich hasse, so 
nehme ich mir etwas: wenn ich liebe, so werde ich um das reicher, was ich liebe. 
(Schiller.) 
Es irrt der Mensch, so lang er strebt. — Wer sich nicht nach der Decke streckt, 
dem bleiben die Füße unbedeckt. — Alles in der Welt läßt sich ertragen, nur nicht eine 
Reihe von schönen Tagen. — Draußen zu wenig oder zu viel, zu Hause nur ist Maß 
und Ziel. — Wohl unglückselig ist der Mann, der unterläßt das, was er kann, und 
unterfängt sich, was er nicht versteht; kein Wunder, daß er zu Grunde geht — Thu 
nur das Rechte in deinen Sachen, das andere wird sich von selber machen. — Wer ist 
ein unbrauchbarer Mann? Der nicht befehlen und auch nicht gehorchen lann. — 
Zwischen heut und morgen en eine lange Frist; lerne schnell besorgen, da du noch 
munter bist. — Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht; wer sich nicht selbst be— 
fiehlt, bleibt immer Knecht. — Der Haß ist eine lästige Bürde, er senkt das Herz tief
	        
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