Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns

24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. 
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erbaut haben; er hielt sich jedoch nur zeitweise in München auf, weilte viel¬ 
mehr abwechselnd in den verschiedenen bayerischen und pfälzischen Städten oder 
auch am königlichen Hofe. Von seinen Söhnen und Nachfolgern, besonders 
von Kaiser Ludwig dem Bayern, erhielt München viele wichtige Privilegs. 
In Niederbayern regierten Heinrich und seine Nachkommen. Landshut 
blieb wohl die erste Stadt des Landes, ohne jedoch ständige Residenz des 
Herzogs zu sein. Eine Hoford¬ 
nung vom Jahre 1293 bestimmt, 
daß der Herzog mit seinem Hofe 
„allermeist zu Landshut, Strau¬ 
bing und Burghausen wohnen 
soll". Indes wurde diese Ver¬ 
ordnung keineswegs streng be¬ 
obachtet. Die Herzoge — damals 
regierten die Söhne Heinrichs, 
Otto, Ludwig und Stephan ge¬ 
meinsam — weilten mit ihrem 
Hofe nach wie vor hier und dort 
im Lande anf längere oder kürzere 
Zeit. Nicht selten wurden auch 
die Klöster mit einem Besuche be¬ 
dacht. Vom Kloster Aldersbach 
bei Vilshoseu ist noch ein Rech¬ 
nungsbuch vom Ende des 13. und 
Ansang des 14. Jahrhunderts 
erhalten, worin wiederholt Ein¬ 
träge über die Anwesenheit des 
herzoglichen Hofes und die dem 
Kloster dadurch erwachsenen Un- Der rate Hof. 
kosten sich finden. Mitunter 
scheinen diese Besuche sehr unerwartet gekommen zn sein. So wird uns 
einmal berichtet, daß Herzog Stephan, der seiner Gemahlin Jnta zu Ehren 
einen großen Jagdzug veranstaltete, am 14. September 1300 während des 
Hauptgottesdienstes unverhofft ins Kloster kam und mit seinem zahlreichen 
Gefolge, Männern und Frauen, die ganze Kirche bis zum Hochaltar vor er¬ 
füllte. Entrüstet unterbrach der zelebrierende Priester, der eben mit dem 
Gloria begonnen hatte, die Messe; die Mönche löschten alle Lichter aus und 
entblößten die Altäre. Der Herzog, darüber ausgebracht, verließ mit den 
Seinen die Kirche; doch gelang es später dem Abt, der zur Zeit des Vor¬ 
falles abwesend war, und einigen Edlen ihn wieder zu versöhnen. Übrigens 
erwiesen sich die bayerischen Herzoge gegen die Klöster auch erkenntlich; Güter¬ 
schenkungen und Verleihung von Privilegien, besonders Zollfreiheit für die
	        
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