24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge.
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Herzoge hielten dort sehr häufig Hof. Auf dem dortigen Schlosse speicherte
Heinrich, der Sohn Friedrichs, seine Schütze auf; hier verlebte Heinrichs Sohn,
Ludwig, eine freudlose Jugend, hier verbrachte Georgs des Reichen Gemahlin,
Hedwig von Polen, ihr einsames Leben.
Die beiden andern Brüder Friedrichs, Stephan und Johann, teilten
Oberbayern unter sich; Stephan wählte Ingolstadt zur Residenz, Johann
behielt München. 1395 vereinigten beide Herzoge nochmal ihre Länder und
Stephan weilte nun wieder meist in München. Nach Johanns Tod (1397)
aber verlangte dessen Sohn Ernst sein väterliches Erbe. Es kam zwischen
ihm und seinem Oheim Stephan zu einer langwierigen Fehde. Nach deren
Ausgang (1403) nahm Stephan wieder seinen früheren Wohnsitz in Ingolstadt
ein, während München feinen Neffen Ernst und Wilhelm verblieb. Stephan
und sein Sohn Ludwig der Gebartete erweiterten Ingolstadt und verliehen
der Stadt viele Privilegien; Ludwig schmückte sie besonders durch die Frauen¬
kirche, eine der schönsten gotischen Kirchen in Bayern. Als der unglückliche
Ludwig in der Gefangenschaft seines Vetters Heinrich zu Burghausen 1447
starb ohne einen Leibeserben zu hinterlassen, nahm Heinrich das Jngolstädter
Herzogtum in Besitz. Ingolstadt verlor wieder seinen Rang als Residenz¬
stadt. Gewissermaßen zum Ersatz dafür stiftete dort Heinrichs Sohn, Ludwig
der Reiche, 1472 die bayerische Landesuniversität.
Doch auch der Laudshuter Linie war keine lange Dauer beschiedeu.
1503 starb Georg der Reiche ohne männlichen Erben. Albrecht IV. von
München vereinigte nun wieder, freilich erst nach schwerem, blutigem Kampfe,
die gesamten bayerischen Lande unter seiner Regierung. Seine Hauptstadt
München wnrde jetzt die Hanptstadt von ganz Bayern.
Es erübrigt noch einige Bemerkungen über die Residenzen der Pfäl¬
zischen Wittelsbacher anzufügen.
Schon die ersten Wittelsbacher, welche die rheinische Pfalzgrafenwürde
bekleideten, bevorzugten, wenn sie am Rheine weilten, vor allen anderen
Städten Heidelberg. Im Vertrag von Pavia 1329 trat Kaiser Ludwig
der Bayer den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf die Rheinlands
nebst einigen Gebieten im bayerischen Nordgau ab, die in der Folge den
Namen Oberpfalz erhielten. Residenz der Pfalzgrasen, denen durch die goldene
Bulle Kaifer Karls IV. auch die Kurwürde zugesichert wurde, blieb Heidel¬
berg. Hier gründete 1386 Pfalzgraf Ruprecht I. die Universität, eine der
ältesten Deutschlands. ^)
Bald kam es auch in der Pfalz zu wiederholten Landesteilungen. 1410
teilten die Söhne Kaiser Ruprechts: Ludwig, der älteste, behielt die Kurwürde
und Heidelberg als Residenz; seine drei jüngeren Brüder bekamen Landes¬
teile mit den Hauptorten Neumarkt, Simmern und Mosbach. Von der Linie
*) Die dritte nach Prag und Wien.