106 25. Die Anfänge der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt.
Simmern zweigte später die Linie Zweibrücken ab, die ihrerseits wieder in
verschiedene Teillinien zersiel. Auf diese Weise gelangten viele kleinere Städte
wie Zweibrücken, Veldenz, Neumarkt, Neuburg, Sulzbach u. a., zum Range von
Residenzstädten. Die Pfalzgrafen der oberpfälzischen Linien weilten sehr häufig
auch in Amberg, das übrigens schon im 13. Jahrhundert nicht selten als
Aufenthaltsort der bayerischen Herzoge erscheint. Doch kam all diesen Resi¬
denzstädten nur eine untergeordnete Bedeutung zn im Vergleich zu Heidelberg,
der Residenz des Kurfürsten. Die Verhältnisse liegen also wesentlich anders
als in Bayern, wo die Hauptstädte der einzelnen Teilherzogtümer, Landshut,
München, Ingolstadt, Straubing, einander an Rang gleichstehen, bis endlich
München als alleinige Hauptstadt übrig bleibt lediglich dadurch, daß die dort
regierenden Herzoge die anderen Linien überleben.
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts blieb Heidelberg ausschließlich die
Residenz der pfälzischen Kurfürsten. Nach der barbarischen Zerstörung der
Stadt durch die Franzosen im Jahre 1689 machten ihr andere Städte den
Rang streitig. Kurfürst Johann Wilhelm residierte gewöhnlich in Düssel¬
dorf, wo er die berühmte Gemäldegalerie gründete; sein Bruder und Nach¬
folger Karl Philipp erhob Mannheim zur Residenz. Hier regierte auch
dessen Nachfolger Karl Theodor bis zum Jahre 1777. In diesem Jahre er¬
losch mit dem Tode Maximilians III. Joseph die bayerische Linie des Hauses
Wittelsbach. Karl Theodor übernahm den wittelsbachischen Hausverträgen
zufolge neben der pfälzischen Regierung auch die von Bayern, mußte aber
ebeu diesen Vertrügen gemäß seine Residenz nach München verlegen. So
wurde München die Hauptstadt von Kur-Pfalz-Bayern und bald darauf die
des neuen Königreichs.
25. Die Anfänge der Ludwig-Maximilians-Universität in
Ingolstadt.
Bon Max Haushofer. *)
Ludwig den Reichen nennt die Geschichte jenen bayerischen Herzog,
welchem die ehrwürdige Münchener Universität ihre Entstehung verdankt.
Wenn auch seine Zeitgenossen, als sie ihm jenes Prädikat erteilten, dabei seinen
Reichtum an irdischen Schätzen im Auge hatten, so weiß doch die Geschicht¬
schreibung, daß Ludwig auch reich war an allen edlen Eigenschaften des Geistes
und des Herzens, die einem Fürsten zur Zierde gereichen können.
Reich war aber auch jene Zeit an großen Menschen und an großen
Ereignissen. War's doch um dieselbe Zeit, als der Portugiese Bartholomäus
Diaz das Kap der guten Hoffnung entdeckte; um die Zeit, als Christoph
Kolumbus auf der Universität Pavia über seinen Plänen brütete. Und wohin
*) Akademische Monatshefte, VI. Jahrgang, Heft 1, München 1890, Mühlthaler.