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Blicke in die Vergangenheit der Provinz Ostpreußen.
Zeit die preußische Tapferkeit an den Tagen der Schlacht bei Preußisch—
Eylau. Es war am 1. Februar 1807, als der blutige Kampf begann.
Vom schneidend kalten Wintersturm umheult, während häufiges Schnee—
gestbber die Luft verdunkelte, kämpften Russen und Franzosen hier
gegen einander mit wütendster Tapferkeit. Noch in der Nacht wurde in
den Straßen Eylaus mörderisch gefochten. Schon lagen Tausende teils
tot, teils mit klaffenden Wunden in der kalten Winternacht auf der
hartgefrorenen Erde, und rings war der Schnee mit Blut gerötet; aber
es war nichts entschieden. Mit der Morgendämmerung des 8. Februar
begann der Kampf von neuem. Napoleon zu Pferde nahm seinen
Platz auf dem Kirchhofe der Stadt Eylau und kommandierte von der
Anhoöhe, auf der er liegt, seine weit ausgebreiteten Truppen. Wiederum
war dichtes Schneegestöber den ganzen Tag. Ihm gegenüber befehligte
Bennigsen die Russen. Vergeblich stürmten die Franzosen heran; von
dem mörderischen Feuer der Russen wurden sie niedergeschmettert.
Endlich zur Mittagszeit müssen die Russen den wütenden Anfällen der
Franzosen weichen. Nun aber erscheint das kleine Corps der Preußen
unter General von Lestocq. Verbunden mit den Russen treiben sie
durch ihre heldenmütige Tapferkeit den Feind vor sich her. Doch mit
eintretender Dunkelheit sind beide Teile aufs äußerste erschöpft und der
Sieg bleibt unentschieden. Napoleon aber halte mit Schrecken und
Besorgnis die Tapferkeit des kleinen Preußenhäufleins empfunden.
Tausende von Sterbenden und Verwundeten deckten das Schneefeld;
überall sah man Versprengte, und die noch in Reih' und Glied standen,
waren durch Kämpfe, Nachtmärsche, Entbehrungen und Frost bis zum
Hinsinken abgemattet. So geschah es, daß die preußische Tapferkeit
und die russische Hilfe in diesen Tagen Preußens Unglück nicht wenden
konnten. Aber unvergessen soll uns Lestocqs kleine Schar bleiben;
darum ist dem Andenken derselben und ihrer blutigen Schlachtarbeit
bei Eylau auf dem Schlachtfelde ein schönes Denkmal gesetzt worden,
welches unter huldvoller Teilnahme Friedrich Wilhelms 1IV. im
Jahre 1857 feierlich enthüllt und eingeweiht wurde.
Druck von Graß, Barth und Comp. (W. Friedrich) in Breslau.