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werden, um es zu können. Ich glaube, daß in allen Ländern
die bei weitem überwiegende Masse der Bevölkerung den
Frieden will, nur daß nicht sie, sondern die Parteien die
Entscheidung haben, welche sich an ihre Spitze gestellt haben.
Meine Herren, die friedlichen Versicherungen unserer beiden
Nachbarn in Ost und West — während übrigens ihre
kriegerischen Vorbereitungen unausgesetzt fortschreiten — (sehr
wahr!), diese friedlichen und alle übrigen Kundgebungen sind
gewiß sehr wertvoll; aber Sicherheit finden wir nur bei
uns selbst." (Wiederholtes lebhaftes Bravo.) —
Am 8. März 1889 beging Feldmarschall Graf Helmut
von Moltke sein 70jährigesDienstjubiläum. Gott
hat den Präses der Landesverteidigungskommission, als welcher
der berühmte Schlachtendenker und geniale Leiter unserer
deutschen Feldzüge der neuen großen Zeit noch immer „im
Dienst" steht, mit schier unverwüstlicher Gesundheit bis in
sein hohes Alter gesegnet, der Kaiser Wilhelm II. hat dem
verdienten Helden gestattet, sich gewissermaßen auf sein Alten¬
teil, auf das Gebiet der Verteidigung des deutschen Landes,
zurückzuziehen, während bereits Graf Waldersee, ein genialer
Zögling aus der Moltkeschen Schule, die Schöpfung des
„Marschalls", den großen Generalstab, leitet. „Moltke",
wie der Deutsche einfach den großen Landsmann nennt, hat
jene ehrwürdige Popularität erreicht, wie sie Kaiser Wilhelm,
dem „deutschen Kronprinzen", späteren Kaiser Friedrich, und
denjenigen Helden zu teil ward, welche der Volksmund als
die Paladine des größten Hohenzollern bezeichnet, die den
Hof und die Armeeleitung des „siegreichen Heldengreises"
zierten. Moltke und Bismarck, die beiden Säulen für die
Zeit der Einigung des deutschen Vaterlandes und der Er¬
richtung des neuen Kaiserreiches, stehen noch fest, furchtlos
und treu dem dritten Kaiser der weltgeschichtlichen Epoche
zur Seite, und jedes neue Lebensjahr, das sie vollenden,
jedes Jubiläum, das sie unter der Teilnahme ihres Kaisers ig
SchulL