Full text: Deutsche Sozialgeschichte

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Siebzehntes und achtzehntes Jahrhundert. 
Bürger. Die Bürger waren vom Kriegsdienste befreit, wurden aber zur 
Civilverwaltung herangezogen. Weil der König nach den Grund¬ 
sätzen des Merkantilsystems (f. S. 80) Gewerbe, Industrie und Han¬ 
del aus jede Weise beförderte — in Berlin gründete er z. B. eine 
Tuchfabrik, begünstigte überhaupt besonders die Tuchmanufaktur —, 
so brachte er Geld ins Land. Wer das aber besaß, den zwang er, 
zu bauen. So wuchs die städtische Bevölkerung. Durch Reform 
des Jnnungswesens wurden die Handwerker von manchen Beschrän¬ 
kungen befreit. — Die Stadtverwaltungen wiesen beim Regierungs¬ 
antritt Friedrich Wilhelms I. manche Mißbrauche auf. Als 
gesonderte Verwaltungskörper standen die Städte außerhalb der 
Kreisverbände. Wenige Familien hatten sich in Besitz der Ratsstellen zu 
setzen gewußt und schalteten oft sehr selbstsüchtig und gewissenlos. 
Ihre Sonderrechte beseitigte der König, übertrug die Aufsicht über 
die Finanzen und die Polizei dem Steuerrate und suchte so die Städte 
in die allgemeine Staatsverwaltung einzufügen. 
Bedeutung So brachten die Zeiten Friedrich Wilhelms I. auch in so- 
allgemeinen. zialer Hinsicht einige Fortschritte. Zwar hob er das Bürgertum 
dem Adel gegenüber nicht sonderlich, aber er begann wenigstens die 
Bauernbefreiung. Sein Hauptverdienst jedoch ist der Ausbau des 
Staates in streng monarchisch-militärischem Sinne. Allen Volks¬ 
klassen in seinem Lande flößte er einen spartanischen Geist der Zucht 
und Ordnung ein. Von Preußen ging auch eine Gegenströmung 
gegen das unnatürliche französische Wesen in Sitte und Sprache aus 
und ergriff in der Folgezeit allmählich weitere Kreise.
	        
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