Bedeutung des aufgeklärten Absolutismus im allgemeinen.
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An dunklen Schatten fehlt es daneben aber nicht. Unübersteig-
liche Schranken bleiben zwischen den verschiedenen Ständen bestehen;
jeder soll in dem Kreise verharren, dem er durch Geburt und Er¬
ziehung angehört. Dein Bauern kommt die Thätigkeit auf dem Lande
zu, dem Bürger Handel und Gewerbe. Des Bauern Sohn muß
Bauer werden, der des Bürgers das Gewerbe des Vaters ergreifen,
nur selten wird er Lieutenant oder niederer Beamter. Der Adlige
aber ist und bleibt Gutsherr, Offizier und höherer Beamter; seine
Güter darf er nicht verkaufen. In solcher Weise wurde den verschie¬
denen Ständen ein verschiedenes Arbeitsgebiet zugewiesen; unum¬
schränkt verfügte der Herrscher, sobald es das Staatsinteresse zu
erfordern schien, über die Kräfte der Unterthanen, namentlich der
Bürger und Bauern. Von Erziehung zu Selbständigkeit und Selbst¬
gefühl, von freier und froher Entfaltung der in der Einzelpersönlichkeit
schlummernden Begabung wollte die Regierung noch nichts wissen.
Ihre Aufgabe mußte aber zunächst werden, die verschiedenen Stände
zu gemeinsamer Arbeit auf den verschiedenen Gebieten des Lebens
zu vereinen.
Der genialste Vertreter des auf geklätiert Königtums, Friedrich II.
„der Einzige", war es am Ende seiner Regierung nach seiner eigenen
Äußerung „müde über Sklaven zu herrschen". Den Absolutismus,
den er als Philosoph und Schriftsteller gänzlich verwarf, als König
aber bestehen lassen mußte, sah er nur als Übergangsstufe an. Er
dachte bereits an soziale Zustände, die erst nach ihm durch die fran¬
zösische Revolution allgemein eingeführt wurden. Ihre Mutigroten
Flammen sollten nämlich den großen und kleinen unumschränkten
Herrschern die soziale Lage wirksamer erhellen als die Ausführungen
der Dichter und Denker. Mittelbar aber haben auch diese auf soziale
Entwicklung eingewirkt (wenn auch in recht verschiedenem Maße),
und deshalb mußten ihre Lehren gebührend berücksichtigt werden.
Zuerst in Frankreich schoß dieSaat der Aufklärung üppig in dieHalme.