Sozialismus. Kommunismus.
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dem praktischen und konservativen Sinn der Bevölkerung wenig
Boden gewonnen). Ihr Kern ist immer: der freie Wettbewerb schä¬
digt das wirtschaftliche Leben; dies muß durch gemeinsame, von der
Gesellschaft ausgehende Maßregeln im Interesse des Gemeinwohls
geregelt werden. In der Theorie genau zu scheiden vom Sozialis¬
mus ist der Kommunismus. Er verlangt Abschaffung des Privat¬
eigentums und volle Gütergemeinschaft; auch der private Haushalt
soll nicht fortbestehen, sondern die gesamte Wirtschaft gemeinsam
sein. Die Anhänger beider Richtungen aber (zwischen denen in der
Praxis wohl kein großer Unterschied mehr bestehen würde) sind der
Ansicht: haben die Menschen sich erst einmal von den Vorzügen der
neuen, genossenschaftlichen Ordnung überzeugt, dann wollen alle sie
auch ganz durchführen und werden gern auf ihren Privatbesitz ver¬
zichten. Der französische Sozialist Fourier wartete, von solcher
Anschauung erfüllt, geraume Zeit täglich mittags in seiner Woh¬
nung auf den ersten Millionär, der ihm das Geld zur Errichtung
einer Genossenschaft brächte — aber niemand erschien. Die ganze
Richtung, die in Frankreich manche Anhänger gewann, huldigt offen¬
bar der Schwärmerei oder Utopie*).
Da nun keine Maßregeln zu Gunsten der Arbeiter ergriffen
wurden, so gründete Blanc in Paris einen Arbeiterverein und
sönlichkeit möglichst freie Bewegung fordert. Beides sind Geistesrichtungen,
die sich gegenseitig stets irrt Leben berühren und ergänzen müssen; vgl.
S. 7. Die letztgenannte ist ein Kennzeichen der neueren Zeit im Gegensatz
zum Mittelalter; s. S. 58 u. 60. Beim modernen Sozialismus handelt
es sich besonders darum, das wirtschaftliche Abhängigkeitsverhältnis des
Lohnarbeiters vom kapitalistischen Unternehmer zu bekämpfe«.
*) Der Name rührt von dem englischen Staatsmanne Th. Morus
(1" 1535) her, der gegen politische Schwärmer ein Buch schrieb: über den
besten Zustand des Staates nnd über die neue Insel Utopia (= Nir¬
gendwo).
Kommunis¬
mus.