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Hersfeld baten um Gnade und erhielten großmüthig Verzeihung;
nur zwei ihrer Anführer mürben mit Verbannung gestraft. Fulda
leistete zwar Widerstand, mußte sich aber bald ergeben. Hier wurden die
Rädelsführer enthauptet. Die Bauern wurden in den Stadtgraben
getrieben und mußten daselbst zur Strafe 3 Tage ohne Nahrung bleiben.
h) In Thüringen Hatte ein Geistlicher, Thomas Münzer, die
Köpfe verrückt. Er predigte gegen den Papst und gegen Luther,
verwarf die Kindertaufe, rühmte sich göttlicher Offenbarungen und
verhieß den Armen Gütergemeinschaft. Ein Gehülfe von ihm
durchzog die Gegend von Mühlhausen und verbreitete durch Plün¬
derung und Brand Angst mb Schrecken. Philipps Schwiegervater,
Herzog Georg von Sachsen, beschloß durch Waffengewalt den Auf¬
ruhr zu stillen. Philipp, zur Hülfe aufgefordert, war rasch zur
Hand. Bei Frankenhausen wurden die Meuterer geschlagen.
Man zählte 5000 Leichen in der Stadt und Umgegend. Münzer
selbst wurde vou einem Soldaten aus einem Speicher, wohin er
geflohen, entdeckt und unter furchtbaren Dualen mit feinem Ge¬
hülfen Pfeifer Hingerichtet. Der Papst sandte dem Landgrafen
wegen dieses Sieges ein schmeichelhaftes Danksagungsschreiben. —
i) Herzog Ulrich von Württemberg Hatte durch eine verschwen-
berische, prachtliebenbe Regierung sein Lanb in Schulden gestürzt,
was einen gefährlichen, schwer zu unterdrückenden Ausstand veran¬
laßte. Als er gar seinen früheren Günstling Hans von Hutten
aus Eifersucht erstach und die Reichsstadt Reutlingen überfiel um
sie mit seinem Lande zu vereinigen, da erhob sich der Württember¬
gische Adel und der schwäbische Bund gegen ihn und verjagte ihn
aus seinem Lande. Der schwäbische Bund, der nicht wnßte, was
er mit Württemberg ansangen sollte, verkaufte das Laub an ben
Bruder des Kaisers, den König Ferdinand. Ulrich wurde in die
Acht erklärt und irrte heimathlos umher. Das Unglück jedoch ge¬
wann dem vertriebenen Herzog manches Herz. Philipp gab dem¬
selben sicheren Aufenthalt auf feinen Schlössern an der Bergstraße,
auch legten mehrere deutsche Fürsten Fürsprache für den hinläng¬
lich Gestraften bei dem Kaiser ein. Die Bitte war umsonst. Aus
dem Reichstag zu Augsburg beugte Philipp sogar sein Knie vor dem
Kaiser um Gnade für seinen Verwandten zu erhalten. Da der
Kaiser einer Antwort auswich, jo beschloß Philipp hierauf den
Herzog mit Waffengewalt wieder in sein Land einzusetzen. Weil
er aber von deutschen Fürsten keine Unterstützung erhalten konnte, so
wandte er sich an Frankreich, das ihm gegen Verpfändung einiger
württembergischer Besitzungen eine bedeutende Geldunterstützung
verwilligte. Mit einem wohlgerüsteten Heer von 16000 Fußgängern
Müller. Geschichte von Hessen. S