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und 4000 Reitern wurden die Grenzen Württembergs überschritten,
das Land nach kaum 3 Wochen erobert und seinem rechtmäßigen
Herrn wiedergegeben. Ferdinand, der umsonst den Papst umHülfs-
gelder angegangen hatte, mußte in dem Vertrag von Kadan das
Geschehene gut heißen.
k) Da die Wiedertäufer nach Münzers Niederlage in Deutsch¬
land nirgends geduldet wurden, so hatten sie sich nach Holland
zurückgezogen. Von hier aus waren sie bemüht, ihre verderblichen
Grundsätze zu verbreiten. Als sie hörten, daß in Münster die
evangelische Lehre Eingang gefunden habe, versuchten sie, ob sie
nicht hier festen Fuß fassen könnten. Johann Bockhold, ein
Schneider aus Leyden und Johann Mathiefen, ein Bäcker aus
Hartem, zeichneten sich besonders aus. Durch schwärmerische Weis¬
sagungen von dein nahen Gottesreiche gelang es ihnen das Volk
zu bethören und ihren Anhang so zu vermehren, daß sie in der
Stadt die Oberhand gewannen. Johann von Leyden herrschte
mit unumschränkter Gewalt. Jeder beugte sich seinen Machtgebo¬
ten, aus Furcht, sein Leben zu verlieren. Als eine der 14 Ge¬
mahlinnen Bockholds äußerte, sie könne nicht glauben, daß Gott
an dem Tode so vieler Menschen Wohlgefallen habe, enthauptete
sie der Unmensch mit eigener Hand und tanzte mit dein ganzen
Volke um ihren Leichnam. Im Auftrag des Kaisers zog Philipp
nach der Stadt Münster, um die Ordnung wieder herzustellen.
Ein Versuch, durch friedliche Unterhandlung das Blutvergießen
zu vermeiden, mißglückte. Die Stadt wurde belagert. Als die
Hungersnoth schon aufs höchste gestiegen war, zeigten 2 Bürger
den Belagerern eine schwache Stelle der Mauer. So drang das
Heer in die Stadt und eroberte sie nach verzweifelter Gegenwehr
der religiösen Schwärmer. (1535.)
Johann von Leyden, sein Scharsrichter Knipperdolling und
sein Kanzler Krechting wurden gefangen, in mehreren Städten zur
Schau herumgeführt und zuletzt in Münster grausam hingerichtet.
Ihre Körper wurden in eisernen Käfigen an dem Thurme des
Domes aufgehängt. —
1) Die evangelischen Fürsten hatten bereits nach Schluß des
Reichstags zu Augsburg, nachdem der Reichstagsabschied die evan¬
gelische Lehre verdammt und die Beibehaltung der alten Lehre be¬
fohlen hatte, zu Schmalkalden, am Fuße des Thüringer Waldes,
(1531) den „fchmalkaldifchen Bund", zum Schutze der Anhänger
des Evangeliums, gegründet. Die Häupter desselben waren Kur¬
fürst Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen. Die
katholischen Fürsten schlossen hierauf (1538) den „heiligen Bund"