Full text: Kurze Geschichte von Hessen

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wegen seiner unwandelbaren Treue zum österreichischen Kaiserhause. 
Gleich sparsam wie sein Vater, war auch er darauf bedacht, sein 
Land durch Kauf zu erweitern. 
b) Mit klarem, staatsmännischem Blick begabt, hatte er erkannt, 
daß die früher in Hessen üblichen Erbvertheilungen nur Nachtheile 
für das Laud in sich schlossen und die Gestaltung eines kräftigen 
Staatswesens hinderten. Er führte deshalb 1608 mit Genehmigung 
des Kaisers Rudolph II. das Erstgeburtsrecht in Hessen ein. Seinen 
beiden Brüdern Philipp und Friedrich hatte er anfangs zu ihrem 
Unterhalt eine bestimmte Summe auszahlen lassen; später (1622) 
übergab er dem ersteren Philippseck und Bntzbach, dem letzteren 
Homburg v. d. H. mit ihren Einkünften, jedoch unter Vorbehalt 
der landesherrlichen Oberhoheit. Ersteres fiel schon nach dem Tode 
seines ersten Besitzers wieder an das landgräfliche Haus zurück, 
aus letzterem entwickelte sich die Landgraffchaft Hessen-Homburg, die 
etwa 200 Jahre später (1816) souverän wurde. Nach dem Tode 
des letzten Besitzers, des Landgrafen Ferdinand, fiel es an Hessen- 
Darmstadt zurück, mußte jedoch im Friedensvertrag vom 3. September 
1866 au die Krone Preußen abgetreten werden. 
c) Nach dem früh erfolgten Tode seiner Gemahlin, Magdalena 
von Brandenburg, unternahm er eine Pilgerfahrt nach dem heiligen 
Land, die jedoch nicht ganz zur Ausführung kam, da ihm der 
Großmeister des Johanniterordens in Malta die Weiterreise, wegen 
der häufigen Seeräuber, dringend Widerrieth. Auf der Rückreise 
berührte er auch Rom und besuchte den Papst Paul V. Mau 
glaubte damals, der Landgraf beabsichtige eine Religionsändernng. 
Aus einem Briefe des Landgrafen an einen Freund geht jedoch 
klar hervor, daß eine derartige Absicht nicht existirte: „Er habe 
zwar dem Papste, als einem großen Herrn, Reverenz gemacht, doch 
den Pantoffel nicht geküßt, auch fei er seines Glaubens überall 
bekannt gewesen und habe nicht geheuchelt." 
d) Kurz nach der Rückkehr des Landgrafen brach der dreißig¬ 
jährige Krieg aus. Der Augsburger Religionskriege hatte nämlich 
die Feindschaft zwischen Protestanten und Katholiken nicht beendet. 
Letztere schlossen zu Schutz und Trutz die „Liga" unter dem that¬ 
kräftigen Herzog Maximilian von Baiern, erstere waren zu der 
„Union" zusammengetreten mit dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz 
an der Spitze. Vergebens bemühten sich aber die Evangelischen 
den Landgrafen Ludwig V. zum Beitritt zu bewegen. Er erklärte, 
daß ihm feine Begriffe von Treue nicht erlaubten einem Bünduiß 
beizutreten, dessen Spitze gegen den Kaiser, dem er Treue gelobt 
habe, gerichtet sei. Es ist bekannt, wie nach der Schlacht am
	        
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