Object: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

§.’ 102. Vertikale Gliederung und Bewässerung. 371 
Küstenschiffahrt zur Folge gehabt, und die Erfindung der Dainpfschiff- 
fahrt ist dadurch für das Land zum höchsten Segen geworden. Von 
Haparanda bis nach Vadsö sind alle Küstenplätzc durch eine regel¬ 
mäßige Dampfschiffahrt verbunden. Ini Winter, wo diese aufhört, 
ruhen denn aber auch die Geschäfte in allen diesen Städten. Die Rich¬ 
tung des Hochgebirges, von Norden nach Süden, verbunden mit der 
höheren Erhebung des Landes im Westen, hat einen merkwürdigen 
klimatischen Gegensatz zur Folge. Während an der den rcgenbringen- 
den Südwestwinden offenen Westküste die jährliche Regenmenge gegen 
80" beträgt, fallen in Stockholm nur 18". Diesen mächtigen Nieder¬ 
schlägen entspricht aber auch das Hcrabsinkm der Schneegrenze an den 
Küsten, dir z. 23. auf Dovrc sich noch bis zu 5000' erhebt, während 
sie auf den südlicher liegenden Fjeldcrn um Sogne und Hardanger bis 
zu 3500' — 4000' hinabsteigt. An der Westküste im Sommer und 
Winter häufige Nebel, und daher kühle Sommer und milde Winter, so 
daß bis zum Nordcap hinauf kein Hafen zufriert. In Bergen hat 
der kälteste Monat, Januar, noch eine Mitteltemperatur — -f- 1°,3; 
der wärmste Monat, Juli hat 12,6; Differenz — 11,3. Aber diese 
Verhältnisse gelten, wie im westlichen Nordamerika, s. S. 119, nur 
für den schmalen Küstenstrich. Schon in Christiania steht einem 
Januar mit — — 5«,0 ein Juli mit 13« (Differenz—18°) entgegen, und 
in Fahlun (Januar — — 6,1, Juli — 13«) steigt der Gegensatz noch 
mehr. Im innern treten, wie so oft im Gebiete continentalen Klimas, 
im Frühjahr bei heiterem Himmel Rückfälle der Kälte ein (die „eisernen 
Nächte" im Monat Mai, deren eine oft genügt, um die ganze Ernte- 
hoffnung zu zerstören). 
Das Skandinavische Gebirge ist reich an nutzbaren Mineralien. 
Zwar fehlen der Halbinsel Steinkohlen fast gänzlich (nur im südlichsten 
Schweden bei Malmö finden sich einige Werke), auch ist an Bausteinen 
großer Mangel, weshalb die Städte größten theils ganz ausHolz gebaut 
und daher häufigen Feuersbrünsten ausgesetzt find, aber dafür werden viele 
nutzbare Metalle gewonnen. Eisenerze find besonders in Schweden in 
unerschöpflicher Menge vorhanden, können aber bei dem Mangel an 
Steinkohlen nicht überall billig genug verhüttet werden. Die bedeutend¬ 
sten Bergwerke liegen am Südostabhange des Gebirges in der Um¬ 
gegend von Örebro (zwischen dem Wenern und dem Mälaren), ferner 
bei Dannemora, nördlich von Stockholm, und noch am Polarkreise 
wird der Magneteisensteinsberg von Gellivara bearbeitet. In Nor¬ 
wegen liegen die Eisensteine längs der Südküste von 2lrendal bis 
Moß (am Ostufcr des Christianiafjords). Das Skandinavische Eisen ist 
von ausgezeichneter Qualität, wird aber größtentheils in rohem Zustande 
exportiert. Kupfer liefert in Schweden das uralte Bergwerk von Fahlun: 
in Norwegen liegen reiche Lager am Ostende des Dovrefjelds in der 
Umgegend der Bergstadt Röraas (2000' ü. d. M.). Silber liefert in 
Norwegen Kongsbcrg, (s. von Drammcn) in Schweden Sala 
(n. vom Mälaren). 
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