Full text: Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung der Stadt Magdeburg am 10./20. Mai 1631

hin und wieder viel geblieben, sondern sich auch mancher 
verspätet, im Keller oder Hause zu lange gesucht oder 
sonst verirrt gehabt] umgekommen und verbrannt, es auf 
20,000 Menschen, klein und groß, gewesen, die bei solchem 
grausamen Zustande ihr Leben enden oder sonst am Leibe 
Schaden leiden müssen. Die abgestorbenen Leichname, so 
vor das Wassertor hinaus in die (Elbe geführt worden, 
haben, weil an dem ®rte alle IDege ein Kräusel oder Wirbel 
ist, nicht bald hinwegflietzen können oder wollen, also daß 
viele da lange herumgeschwommen, die teils die Köpfe 
aus dem Wasser gehabt, teils die Hände gleichsam gen 
Himmel gereckt und dem Anschauer ein fast grausam Spettafel 
gegeben haben, davon denn viel Geschwätzes gemacht 
worden, gleich als hätten solche tote Leute noch gebetet, 
gesungen und zu Gott um Rache geschrieen, wie denn 
ebenermatzen man von vielen Gesichtern, Gespenstern und 
dergleichen Dingen zwar sagen, aber von niemand im 
Grunde der Wahrheit bejahet werden wollen. 
In dieser erschrecklichen Zeuersbrunst sind 1) alle 
Kirchen und Gotteshäuser der Alten Stadt bis auf das 
Mauerwerk gänzlich verbrannt und in die Asche gelegt, 
darunter vornehmlich gewesen Set Johannis, die größte 
und höchste Kirche, deroselben zwei hohe Kirchspitzen mit 
Blei und das Dach über der Kirche ganz mit Kupfer gedeckt 
gewesen. Dann Set Ulrich, die schönste, worin die herrlichsten 
(Epitaphia (Grabsteine) und Gemälde gestanden, so Vornehme 
von Adel und aus den Geschlechtern der Stadt darin zum Ge¬ 
dächtnis setzen und sich oft manches von 1 bis in 2 und 
3 tausend Taler kosten lassen. Desgleichen Set Katharinen, 
so in der $euerbrunst 1613 auch abgebrannt, aber wenig 
Jahre zuvor ganz neu wieder mit Dach und hohen Turm¬ 
spitzen auferbauet gewesen. Set Jakob, so zwar auch in 
der ersten Belagerung 1550 viel Schaden erlitten, hat nun, 
samt der Kirche zu Set Peter und der zum heiligen Geist, 
denen andern sämtlichen gleich werden müssen. In 
welchen sechs Haupt- und Pfarrkirchen nicht allein alle 
Sonntage, sondern auch mehrerenteils die Werkeltage über 
gepredigt und der Gottesdienst verrichtet worden, daher 
die Alten solche 6 Pfarren zu mehrerem Unterschied in nach¬ 
folgende Reime begriffen: 
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