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halten, so daß jedes dieser gestellten Netze einer senkrechten
Maschenwand gleicht. Mit dem Stellen der Netze ist die Arbeit
des Tages zu Ende; der Fischer hat auf seinem Ackerfelde, der
See, gesut; die Ernte hofft er von dem folgenden Tage.
Am folgenden Morgen findet ihn bereits dié Dämmerung
wieder auf dem Platze. Die scharfé Morgenluft ist ihm eben
recht. Während der Nacht ist dié Beute massenhaft ins Netæ
gegangen. Seine Maschen sind genaun so weit, dab ein
junger Hering durchschlüpfen Kann; kommt ein gröberer in die
Nahe der Maschenwand, gegen die er von den herantreibenden
Schwärmen unaufhaltsam hingedrängt wird, so gelingt es ihm
höchstens, mit dem Vorderleibe sich durchzuzwängen, meistens
aber schiebt er nur die hornigen Kiemendeckel hindurch, deren
abstehende Ränder den einmal in dié Masche gegangenen LVisch
wie mit Zangen festhalten, so dab es für ihn kein Entrinnen
mehr gibt. Schwer und mühsam wuchten die Fischer die Netze
empor. Uberall schimmert es wie Silber von den schuppigen
Leibern; ein kurzes, Krampfhaftes Schlagen, dann ist es mit der
Qual der Heringe zu Ende; denn diese gehören zu denjenigen
Fischon, bei denen der Tod sehr schnell eintritt, wenn man sie
ihrem Lebenselement entreibt. Nun beginnt, je weiter sich das
Netz aus dem WMasser hebt, die Arbeit des Ausmachens der
Fische. Mit gewandtem Griff und Zug wird Masche um Masche
geleert; mehr und mehr füllen sieh dis Tonnen, welche die Boots
zur Aufnahme der Beute mit sich führen. Schwer befrachtet mit
den geleerten Netzen und den gefüllten Tonnen — so daß die
Fischer oft selbst kaum Platz finden — fahren die Boote zu
Land. Gehbt es an, so benutzen sie dio Morgenbrisé, und dann
bietet sieh dem LEischer ein arbeitsfreies Stündehen, das er, die
Kkurze Pfeife zwischen den Zähnen, angenehm verdämmert. Steht
aber der Wind gegen das Boot, dann mub er von neuem am
Segel sstehen, um in harter Arbeit durch Lavieren den Strand
zu erreichen.
Am Strande entwickelt sich nun ein munteres Leben. Von
alloen Seiten her Kommen nach und nach die Boote zum Pischer-
dorfe zurüeck. Da mub nun für das sofortige Unterbringen des
Panges gesorgt werden. Schon steben die Pässer bereit, wohbl-
gefügt aus zuhen Dauben, um die Heringe aufpunehmen. Daneben
sind auf Dielenböden grobe Haufen grobkörnigen Salzes auf-
geschüttoet. Prauen und Rinder beschäftigen sich mit dem
Herausnehmen der Eingeweide, die sie, nachdem sioe am Unter—