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gefährliche Arbeiten. Zuerst tötete er einen Löwen (er trug das Fell fortan
als Siegesbeute), dann die hundertköpfige lernäische Schlange, darauf reinigte
er den etall des Auglas, in welchem der Dung von 3000 Rindern seit
30 Jahren lag. Er holte die goldenen Äpfel der Hesperldeu aus dem
fernen Abendlande und schließlich gar den dreiköpfigen Höllenhund Cerberus
aus der Unterwelt. Nachdem er sich so aus dem Knechtsdienst bei Eurystheus
befreit hatte, verrichtete er neue Heldenthaten. Auf eine seltsame Art und
nach schwerem Leiden erfolgte das Ende des Helden. Seine Gemahlin, die sehr
erzürnt auf ihn war, läßt ihm ein schönes Gewand überreichen. Kaum hat
er es angezogen, so fühlt er einen brennenden Schmerz am ganzen Leibe.
Befreiung von der Qual, die durch Gift verursacht ist, konnte nur der Tod
bringen. Da wirft er denn das Gewand von sich, läßt einen Scheiterhaufen
errichten und besteigt denselben. Ein Blitz fährt vom Himmel und entzündet
den Scheiterhaufen. Als die Flammen emporschlagen, schickt Zeus seine
Donnerwolke hernieder, die den Helden emporträgt. Die Griechen verehrten
ihn fortan als Halbgott.
Ein anderer Held war Theseus, der Sohn des Königs Agens von
Athen. Er wurde von seinen Großeltern in einer Stadt im Peloponnes
erzogen und sollte nach Athen zu seinem Vater kommen, sobald er bestimmte
schwere Kraftproben bestehen konnte. Im sechzehnten Lebensjahre gelangen
ihm die Kraftstücke, und er machte sich auf den Weg nach Athen. Auf
seinem Wege dorthin mußte er auch über die Landenge von Korinth, wo
der grausame Sinnis, „Fichtenbeuger" hauste. Dieses Ungeheuer bog zwei
Fichten mit den Wipfeln gegeneinander, band die Wanderer, die das nicht
nachmachen konnten, fest, ließ dann die Stämme zurückschnellen und so die
Festgebundenen in Stücke zerreißen. Theseus bestand die Probe, knüpfte
aber den Bösewicht auf. Auch erlegte er den Wegelagerer Skiron, der
die Wanderer rücklings ins Meer stürzte und den Prokrustes, der die Vor¬
überreisenden erst freundlich bewirtete und sie dann aber in ein zu kurzes
oder zu langes Bett legte, um sie entweder auseinanderzurecken, oder ihnen
die Füße abzuhacken. Als er in Athen anlangte, herrschte großer Jammer.
Es sollte gerade ein Schiff abgehen, welches alle 9 Jahre 7 Jünglinge und
7 Jungfrauen nach der Insel Kreta bringen mußte, wo sie dem Minotaur
zum Fraße vorgeworfen wurden. Theseus fuhr mit, drang in das Labyrinth
ein, wo das Ungeheuer hauste, erschlug es und rettete sich und die Seinen
mittels eines Fadens, den er von der Königstochter Ariadne empfing, aus
den Jrrgängen des Labyrinths. Auf der Rückkehr vergaß er, das schwarze
Trauersegel mit dem weißen Freudensegel zu vertauschen. Sein Vater
stand wartend auf einem Felsen am Meere und stürzte sich in die Flut,
als er das schwarze Segel erblickte und seinen Sohn tot glaubte („Ägsisches"
Meer). Theseus wurde nun König von Athen und führte eine wohlthätige
Regierung.
Auch von gemeinsamen Fahrten und Thaten vieler Helden weiß die
Sage zu melden. Dahin gehört der trojanische Krieg.
Im Nordwesten von Kleinasien lag die feste Stadt Troja. Ihr König
Primnits hatte auch einen sehr schönen, aber auch leichtfertigen Sohn,