Full text: Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik (Teil 1 = Klasse 4)

II. Ältere Staatenbildung. 
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geborene Hang zur gegenseitigen Abschließung und Befehdung immer 
lebendig. 
Auf geschützter Anhöhe legten die Gaugenossen eme von starken 
Mauern umgebene Bergungsstätte an, wo sie in Seiten der 9cot 
Frauen und Kinder, Lab und Gut in Sicherheit bringen, bergen 
konnten (Berg, Burg). Auf dieser Burg wohnte der Gauoberste, 
der als Feldherr und Richter die bestehenden Ordnungen schirmte 
und zum Zeichen seiner Stellung den Titel „König" führte, d. H. „aus 
vornehmer Familie stammend". Solcher Gaustaaten mit Gau- 
königen an der Spitze gab es ursprünglich viele; noch heute werden 
Trümmer mächtiger Königssitze gefunden, die Mittelpunkte 
stark bevölkerter Gaustaaten gewesen sein müssen; oft liegen sogar 
mehrere in der gleichen Ebene beieinander. 
Den Trümmern dieser Äerrschersitze verdanken wir die Kunde 
über den Kulturzustand der griechischen Welt im 2. Jahrtausend 
v. Chr., über die uns schriftliche Quellen nicht vorliegen. Der 
Geschichtsforscher mußte zum Spaten greifen und die Reste auf¬ 
spüren, die der Erdboden von dem Leben und Treiben der ältesten 
3eit bewahrt hat. Der mecklenburgische Pfarrerssohn Heinrich 
(Schliem an« hat zuerst auf diesem Wege größere Erfolge erzielt. 
Im Besitz eines bedeutenden Vermögens und voll Liebe zu den 
Dichtungen Homers veranstaltete er vor einigen Jahrzehnten in der 
Nordwestecke Kleinasiens, wo man das homerische Troja vermutete, 
umfassende Ausgrabungen. Die reiche Ausbeute ermutigte ihn 
auch zu Ausgrabungen in den Ruinenhügeln des griechischen Mutter¬ 
landes. Vor allem war es Mykene, das seine Mühe mit reichen 
Funden lohnte. Voller Begeisterung glaubte Schliemann die 
Geschichtlichkeit der homerischen Erzählungen erwiesen zu haben. 
Diesen Glauben hat aber die historische Forschung zerstört. Ihr 
gelang der Nachweis, daß die ausgegrabenen Altertümer zum Teil 
in weit frühere Zeit zurückweisen als die Lieder Homers. Sie künden 
vielmehr von alten, mächtigen Königsgeschlechtern, die im 2. vorchrist¬ 
licher: Jahrtausend um das östliche Mittelmeer geherrscht haben. 
Reiche Funde aus Kreta haben unsere Kenntnisse erweitert Sie 
erzählen von einer Mittelmeerkultur, die ums Jahr 2000 
v. Chr. blühte und sich der gleichzeitigen ägyptischen und babylomjchen 
zur Seite stellen kann. Unter diesen kretischen Entdeckungen ist die 
wichtigste die Ausgrabung eines riesigen Palastes, der in der 
griechischen Sage als das Labyrinth des Königs Minos fort¬ 
gelebt haben mag. Buntfarbige Fresken an den Wänden geben 
uns ein Bild von dem geradezu raffinierten Luxus, der dort am 
Königshofe geherrscht hat. Zwar ist es noch nicht gelungen, die
	        
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