— 90 —
b) England:
Befestigung1 des Protestantismus den katholischen Neigungen
des Königshauses gegenüber.
1603—1088 Das Haus Stuart in England neigt sich mehr und mehr dem
Katholicismus zu und verliert den Thron. (In weiblicher Linie
regiert es —1714).
1603 1625 Jacob I., Sohn Maria Stuarts,') und des Grafen Darnley, vereinigt
Schottland mit England (und Irland) und nennt sich
König von Grofsbritannien. Er macht sich mifsliebig
1) durch seine Hinneigung zu den katholischen Mächten,
während er den Wünschen des Volkes entgegen seinen
Schwiegersohn Friedrich V. v. d. Pfalz und die deutschen
Protestanten ohne Unterstützung läfst; 2) durch seine Neigung
zu autokratischer Regierung auf religiösem und poli¬
tischem Gebiet2), indem er die Puritaner, d. h. Gegner
der Staatskirche, teils Presbyterianer, teils Indepen¬
denten, zur Einheit der Kirche zwingen, sowie ohne Parla¬
ment regieren will. Ygl. o. S. 74.
1605 Pulververschwörung, angezettelt unter jesuitischer Leitung
von den Katholiken, die, von den Zugeständnissen des Königs
nicht befriedigt, das Parlament in die Luft sprengen wollen.
(Guy Fawkes3).
1625 1649 Karl I., Jacobs Sohn, nicht ohne gute Anlagen, ruft durch sein
Streben, das Königtum von Gottes Gnaden über das Parlament
zu erheben, sowie durch den Verdacht, bei der strengen
Durchführung der Episkopalkirche im ganzen Reiche die
Wiederherstellung desPabsttums zu verfolgen,4) einen
religiös-politischen Bürgerkrieg hervor, der zur end¬
lichen Herrschaft der schwärmerischen und anabapti-
stischen Independenten führt, welche in Erwartung
einer baldigen Wiederkunft Christi ein Reich der Heiligen
begründen wollen: der König verliert Thron und Leben.
*) Er hatte immer in guten Beziehungen zu Elisabeth gestanden und so gut wie nichts
gethan, um die Hinrichtung seiner Mutter zu verhindern.
2) Er pflegte zu sagen: ‘KeinBischof, keinKönig’, d.h. die königliche Gewalt beruhe
auf der bischöflichen Verfassung der Hochkirche.
3) Noch heut wird am Tage der Pulververschwörung vom Volke in London eine Strohpuppe,
die Fawkes darstellt, in den Strafsen umhergeschleppt und endlich verbrannt.
4) Seine Gemahlin, Marie Henriette, war eine Tochter Heinrichs IV.; der Legat des Papstes
stand in intimem Verkehr mit dem Könige, die Königin selbst hatte einen Agenten in Rom; die
Katholiken waren in den Augen des Königs seine besten Unterthanen und hohe Adelige ihrer
Kirche waren in besonderer Gunst bei Hofe; Katholiken bekleideten die ersten Hof- und Staats¬
ämter; auch wurden gegen die Katholiken die Gesetze gegen die protestantischen Gegner der
Episkopalkirche nicht angewendet. — Karl II. hat daher, als er in Schottland 1650 gegen Crom¬
well als König aufgestellt wurde, erklären müssen, dafs die ‘Idolatrie’ seiner Mutter einer der
Gründe gewesen sei, die den Zorn Gottes auf seine Familie herabgezogen hätten, und die eng¬
lische Armee warnte damals die Schotten: der junge Fürst werde den Einwirkungen seiner
papistischen Mutter folgen.