Full text: Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) (2)

102 
Augustus. 
Während der letztere in Rom alles that, durch versöhnende Ma߬ 
regeln die Spuren des Bürgerkriegs zu verwischen, Abgaben erließ, Volk 
wie Staat durch zweckmäßige Einrichtungen für sich gewann, so daß Rom 
und Italien sich unter seiner Verwaltung glücklich fühlten, vergeudete 
Antonius in Ägypten an der Seite der ehrgeizigen Kleopatra in 
Schwelgerei seine Zeit und Kraft, verschenkte römische Provinzen an sie 
und ihre Kinder, führte einen unglücklichen Krieg gegen die Parther uiib 
beging andere Willkürlichkeiten und Thorheiten; auch zerfiel er mit 
Octavian dadurch, daß er die edle Oetavia, Oetavians Schwester, verstieß. 
Deshalb ließ ihn Octavian durch deu Senat aller Würden entsetzen und 
— um den Schein eines Bürgerkriegs zu vermeiden — der Kleopatra 
den Krieg ankündigen. 
Anstatt nun den noch ungerüsteten Octavian in Italien rasch an¬ 
zugreifen, durchschwelgte Antonius mit Kleopatra den Winter in Griechen¬ 
land, bis Octavian im folgenden Jahre mit Heer und Flotte im Meer¬ 
busen von Ambracia (jetzt Arta) erschien und über seinen Gegner in 
der Seeschlacht bei Actiutn den Sieg und dadurch die Weltherrschaft 
errang. 
Antonius floh mit Kleopatra nach Ägypten und entleibte sich selbst, 
da er alles verloren sah. Octavian aber zog durch Griechenland, setzte 
über die griechischen Inseln nach Syrien über und unterwarf von da aus 
Ägypten. Als Sieger zog er in Alexandria ein. Vergebens suchte Kleo¬ 
patra auch ihn zn gewinnen. Als sie merkte, daß dieser die Absicht habe, 
sie zur Verherrlichung seines Triumphzugs als Gefangene nach Rom 
zu führen, vergiftete sie sich, wie einige sagen, durch deu Biß einer Natter, 
die ihr eine Freundin in einem Blumenkörbe gebracht hatte. Nach an¬ 
deren tötete sie sich durch den Stich einer vergifteten Haarnadel. 
Nach dem Tode des Antonius wurde Octavianus als Allein¬ 
herrscher des römischen Reiches anerkannt. Er nahm hieraus von seinem 
Großonkel den Namen Cäsar an (woraus das Wort „Kaiser" entstan¬ 
den ist), während der Senat ihm den Namen Augustus, d. i. der 
Erhabene, beilegte. 
So war nach vielen blutigen Kämpfen der Freistaat untergegangen 
und in ein Kaiserreich verwandelt. 
Nachdem sich Augustus in seiner Macht befestigt hatte, war fein 
Streben darauf gerichtet, die Greuel der Bürgerkriege und seine eigenen 
Grausamkeiten in Vergessenheit zu bringen. Er gab Beweise von Güte 
und Milde, von Wohlthätigkeit und Herablassung. Mit dem größten 
Eifer sorgte er für die Wohlfahrt feines Reiches, und feine Zeitgenossen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.