Full text: Abriß der bairischen Geschichte

Kap. 8. § 37 u. 38. Ludwig der Kelheimer. 27 
(37.) Fange hing Ludwig der Kelheimer dem Kaiser Otto IV an, 
bis derselbe vom Papste aufgegeben und von den schwäbischen und bairischen 
Großen verlassen wurde, worauf Ludwig sich dem vom Papste und von den 
meisten deutschen Fürsten unterstützten staufischen Kaiser Friedrich II zu- 1214 
wandte, der ihm noch zu seinem Baiern die Pfalzgrafschaft bei Rhein 
in erblichen Besitz gab. 
Die Rheinpfalz hatte Kaiser Ottos IV Bruder, Heinrich der Schöne oder Lange 
von Braunschweig, besessen und sie im I. 1212 seinem Sohne Heinrich (II) abge¬ 
treten, der aber schon 1214 starb. (S. § 83.) — Daß die Verleihung der Pfalz an 
Ludwig den Kelheimer in das Jahr 1214 (nicht 1215) fiel, rrhellt aus ser Fas¬ 
sung der Schönauer Urkunde von 1214, worin Ludwig sich Herzog und Rheinpfalz¬ 
graf nennt. _ __ 
Dafür mußte Ludwig erst einen Krieg des Kaisers gegen Ottos IV 
Schwiegervater, den Herzog Heinrich von Brabant, mitmachen, wobei 
Ludwig in die Gefangenschaft des Grafen Walram, Sohnes des Herzogs 
von Limburg, uud des Grafen Wilhelm von Jülich, Anhänger der Welfen, 
geriet und auf Burg Nideck (westlich von Zülpich) festgehalten wurde, 
bis er sich durch das ungeheure Lösegeld von 20,000 Mark Silbers (oder 
300,000 Gulden), das in Baiern durch eine außerordentliche Steuer aufge¬ 
bracht werden mußte, befreien konnte. Endlich versöhnten sich beide Teile vgl 
und Ludwig erhielt durch die Vermählung seines Sohnes Otto mitJJtsmrf-dt* 
Agnes, der Erbtochter des obengenannten Pfalzgrafen Heinrich, 1220 zu jr'r3U' 
Worms, die Pfalz bei seinem Geschlechte. 
Von dieser Vereinigungsfeier her stammt Ottos Wort: „Baiern und JJfstl? — Gott er- 
ljslttV'. Im Jahre 1228 wurde sodann die Regierung ber Pfalz von Ludwig dem Kel¬ 
heimer förmlich an seinen Sohn Otto abgetreten, der an Pfingsten zu Straubing 
wehrhaft gemacht worden war. Ludwig behielt aber, gleichwie Heinrich, den Pfalz¬ 
grafentitel bis zu feinem Tode bei. 
(38.) Auf den Wunsch des Kaisers Friedrich II machte Ludwig, der 
denselben 1220 zur Kaiserkrönung nach Rom begleitet hatte, 1221 einen 
Kreuzzug nach Ägypten mit, woselbst ein Kreuzheer 1219 Damiette 
eingenommen hatte. Nach seiner Ankunft in Damiette rückte man bis Kairo 
vor, wurde aber durch den Austritt des Nils und Verlust der Proviantflotte 
zu einer Kapitulation genötigt, in der man sich nur durch Herausgabe von 
Damiette freien Abzug erkaufen konnte, worauf Ludwig wieder nach Baiern 
zurückkehrte. 
Während sodann Kaiser Friedrich II einen Kreuzzug vorbereitete, nahm 
Herzog Ludwig 1225 im November an der Hochzeit des jungen Königs Hein¬ 
rich mit Margareta von Österreich, der in Deutschland die Reichsverweser¬ 
schaft führen sollte, teil und erhielt 1226 vom Kaiser die Vormundschaft Über ihn. 
Als Kaiser Friedrich vom Papste Gregor IX gebannt wurde und im 
Banne 1228 seinen Kreuzzug ausführte, verließ Herzog Ludwig die Partei 
des Kaisers, wurde von König Heinrich angegriffen und gezwungen um Frie¬ 
den zu bitten, den er unter der Bedingung erneuter Treue erhielt. Im näch¬ 
sten Jahre wurde er zum Kampfe gegen den Grafen von Wasserburg genötigt. 
Sonst suchte er sein Land durch friedliche Thätigkeit zu fördern. Er baute 
Landshut, wo er vornehmlich weilte, vollends aus, erhob Straubing, 
Abach unb Landau zu Stabten und umgab Braunau mit Mauern. — 
Reichenhall, das bis dahin unter dem Erzbischof von Salzburg gestanden, 
begab sich in Folge eines Streites mit demselben in den Schutz Ludwigs. 
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