28 Kap. 8. § 38—40. Ludwig der Kelheimer. Otto der Erlauchte.
Nachdem zwischen Papst und Kaiser Friede geschlossen war (1230), wurde
Herzog Ludwig unter die Bürgen des Friedens gewühlt. Während' er sich
zu Kelheim aushielt, wurde er am 15. Sept. 1231 aus der Straße von
einem Meuchelmörder angefallen, der ihn bei Überreichung eines Briese« nieder¬
stieß. Der Mörder wurde sogleich vom wütenden Volke erschlagen und man
konnte über die Urheberschaft dieser Unthat nichts erfahren
AQiier ^"drich die Schuld. - Das Begräbnis fand in Scheiern
J1» I ^ die,es Todesfalles stiftete Ludwigs Witwe Ludmilla (vorher Ge¬
mahlin des Grafen von Bogen, eine Tochter des Herzogs Friedrich von Bobinen erftae*
fcornen Sohnes des Böhmenkönigs Wladislav I) das Nonnenkloster Seligenthal
rn Landshut, in welchem sie ihre letzten Jahre zuzubringen gedachte; sie erlebte aber die
Vollendung des Baues nicht, das Kloster empfing nur ihre Leiche (1240).
(3.).) Aus Ludwig I folgte fein Sohn Gtto II (das Wort illustris =
der Erlauchte ist kein ihm eigentümliches, sondern allen Fürsten damals
zustehendes), der von 1228 an bis dahin als Pfalzgraf bei Rhein mit feiner
Gemahlin Agnes in Heidelberg gewohnt hatte und nun feinen Haupisitz in
Baiern auf der Trausnitz bei Landshut nahm. Im Jahre 1233 zog Herzog
Otto gegen den Babenberger Friedrich den Streitbaren, unter Ver¬
wüstung be§ Landes, aber ohne eigenen Schaden. Doch bald darauf fiel
König Heinrich von Augsburg her in Baiern ein unter dem unwahren Vor¬
wurf der Widersetzlichkeit Herzog Ottos gegen den Kaiser. Es kam zur Ver¬
mittlung bei Regensburg, Otto mußte seinen Sohn Ludwig als Gei¬
sel stellen, erhielt ihn aber bald wieder auf Befehl des Kaisers.
Nicht lange nachher (1235) wurde Heinrich von seinem Vater, dem Kaiser, geächtet und
dem Psalzgrasen Otto einige Zeit in Verwahrung nach Heidelberg gegeben,
spater nach stalten gebracht, wo er bis an feinen Tod (1242) in Hast gehalten wurde
An Heinrichs Stelle wurde 1237 der jüngere Bruder desselben, Konrad IV, König in
Deutschland. Bei dieser Gelegenheit gelang es auch dem Kaiser dem Herzog Otto den
Verdacht wegen Ermordung seines Vaters auszureden.
(40.) Otto nahm im Jahre 1236 an der Vollstreckung der Reichsacht
gegen den Babenberger Herzog Friedrich teil, später versöhnte er sich mit ihm
und ließ sich durch den vom Papst beauftragten Albert Beham, einen bairi¬
schen Geistlichen (die größte Lästerzunge gegen Friedrich II), gegen den Kaiser
einnehmen, im Widerspruch mit der Landesgeistlichkeit. Als die Mongolen¬
gefahr ihn zur Annäherung an die Bischöfe veranlaßte, wandte er sich von Albert
und verbannte ihn sogar. Hierauf trat er wieder auf des Kaisers Seite, der die
Versöhnung damit besiegelte, daß er seinen Sohn, den obenerwähnten König
Konrad IV, mit des Herzogs Tochter Elisabeth (der nachmaligen Mutter
Konradins) vermählte (1246). Dafür traf den Herzog der päpstliche Bann
und Baiern hatte sieben Jahre laug unter dem Jnterdict zu leiden.
Otto gab 1244 ein Landfriedensgefetz und vermehrte das Herzogtum durch
den Erwerb einer bedeutenden Zahl von Graf- und Herrschaften (darunter
Mosbach, Sinzheim, Homburg, Velburg. Vallei, Bogen, Wasser¬
burg ii. a.); auch fielen nach dem Erlöschen der Herzoge von Meran die
bairischen Besitzungen derselben (Wolfratshausen, And'echs und Diessen)
an den Herzog Otto. — In München erbaute er 1251 das hl. Geist-
Spital und widmete den Schulen eine besondere Sorgfalt.
Otto hielt treu zum Kaiser, der ihn (1248) zum Reichsverweser in Öster¬
reich nach Friedrichs Tod ernannte, wofür der Papst wieder den Bann über
ihn aussprach (1249); aber im Jahre 1251 eroberte Ottokar von Böhmen