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95. Karl der Kühne von Burgund.
95. Karl der kühne von Lurgund (ust-h??).
1. SistVl her HÜl)HC llltU Ärichi'iri) III. Karl der Kühne, Herzog
von Burgund, war einer der reichsten und mächtigsten Fürsten seiner Zeit. Außer
Burgund (zwischen dem Schweizer Jura und der oberen Loire) beherrschte er noch
den größten Teil der reichen Niederlande. Gern hätte er, der manchen König an
Glanz und Macht übertraf, den Titel „König von Burgund" getragen. Da man
nun meinte, daß es dem deutschen Kaiser als dem ersten Fürsten der Christenheit
gebühre, solche Würden zu verleihen, wandte er sich an den Kaiser Friedrich III.
Dieser zeigte sich auch geneigt, ihm zu willfahren; denn er hoffte bei dieser Ge¬
legenheit eine Verbindung zwischen seinem Sohne Maximilian und des Herzogs
einziger Tochter Maria zustande zu bringen, wodurch die reichen bnrgundischen
Länder an das Haus Österreich kommen mußten. Von seinem Sohne begleitet,
begab er sich nach Trier, wohin er auch Karl den Kühnen beschieden hatte. Der
Herzog entfaltete eine Pracht, daß der Kaiser neben ihm ärmlich erschien. Der
königlichen Würde hielt er sich so sicher, daß er schon alles für die Krönung vor¬
bereitet hatte. Friedrich aber verlangte zuvor die Verlobung ihrer Kinder, und
als Karl zauderte, reiste er, ohnehin durch Karls übertriebenen Stolz und Prunk
verletzt, ohne Abschied von Trier ab. Tief erbittert verließ auch Karl die Stadt,
fest entschlossen, niemals dem Maximilian seine Tochter zu geben. Indes hatte er¬
den ritterlichen Jüngling so lieb gewonnen, daß er es nicht lassen konnte, seiner
Tochter viel Schönes von ihm zu erzählen, und in das Herz Marias senkte sich
eine stille Neigung zu dem herrlichen Kaisersohne, den sie mit ihren Augen noch nicht
gesehen hatte.
2. Km'l ei'Obei't Lothringen. Der ehrgeizige Herzog, dem die Königs¬
krone entgangen war, faßte den Plan, seine Herrschaft von den Mündungen bis
nach den Quellen des Rheins auszudehnen. Seine burguudifcheu und nieder¬
ländischen Besitzungen wurden durch das Herzogtum Lothringen getrennt. In
dieses Land fiel er zuerst ein, eroberte es und verjagte den Herzog Renatus.
Nancy, die Hauptstadt von Lothringen, machte er zur Hauptstadt seines ganzen
Reichs.
3. Angriff auf die Schweiz; Schlacht bei Granson (1476).
Hierauf rüstete Karl gegen die Schweizer. Vergebens stellten diese ihm durch
Gesandte vor, daß ihr ganzes Land ja nicht so viel wert sei, wie die silbernen
Zäume seiner Pserde; er brach in das Gebirgsland ein und legte sich vor Granson
(am Südwestufer des Neuenbnrger Sees). Als er der hartbedrängten Besatzung
freien Abzug anbot, ergab sie sich. Aber schändlich brach Karl sein gegebenes
Wort; er ließ alle diese Männer, 450 an der Zahl, teils erhängen, teils im nahen
See ertränken. Seit diesem Tage war sein Glück dahin. — Schon ruckten die
Schweizer zur Rache heran; sie fanden den Herzog noch bei Granson. Doch waren
ihrer nicht halb so viel wie der Burgunder. „Wir wollen diese deutschen Hunde
alle ausrotten!" schrie Karl, als er die Schweizer aus den Bergen hervorkommen
sah. Nach ihrer Väter Gewohnheit fielen die Eidgenossen vor der Schlacht auf die
Kniee. „Seht da, sie flehen um Gnade", riefen die Burgunder; als aber 'bie
Beter angriffen, verging ihnen das Spotten. Das bnrgundifche Heer wurde
schmählich geschlagen. Vergebens suchte Karl die Fliehenden mit dem Schwerte
zurückzutreiben; er wurde selbst mit fortgerissen. Sein ganzes reiches Lager fiel