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seenartig erweitern. Die Hauptarme des Rheines sind Waal und Ltck; dieselben
vereinigen sich mit der Maas, während der eigentliche Rhein als „alter Rhein" an
Ltlldeu vorüber erst durch einen Kanal in die Nordsee geleitet werden muß. Die hier
iu dem Delta liegenden Inseln gleichen einem großen Schwamme, der sich durch Ein¬
wirkung der Flut und Ebbe täglich zweimal vollsaugt und zweimal entleert. Die
feuchte Luft dort erzeugt viel Sumpfficber. Die Marschen aber sind äußerst fruchtbar
und werden hauptsächlich mit Weizen bestellt. Hier an dem vereinigten Gewässer
des Leck, der Waal und Maas liegt Kottkldam, das „Hamburg des Rheines" und
die zweitgrößte Sechandelsstadt Hollands. Das auf dem Rheine aus dem Spessart
/ und dem Schwarzwalde geflößte Holz geht meistens nach R., wo es in den großartigen
Schiffswerften daselbst vielfach Verwendung findet. (In ganz Holland giebt es an 600
Schiffswerften.) Nördlich von R. liegt die Residenzstadt Haag (140 T.). Von hier
führt eine prächtige Allee nach dem berühmten Seebade SchktMlillgtll. —
4. Aas Winnenland, etwas höher gelegen als die Tiefebene, hat vielfach
sandigen Boden und stellenweise recht unfruchtbare Heiden. Auch ungeheuer weite
Moorstrccken finden sich hier, so im N. das Bourtanger Moor (vergl. S. 22) und
im Südosten der Peel. Das sind zwar recht traurige, öde Gegenden („viel Morast
macht das Land verhaßt"), aber durch ihren unermeßlichen Torfvorrat sind sie für
das holzarme Holland doch ungemein wichtig.
8. Aas Klima Hollands ist infolge der Ausdünstung des Moores, der Kanäle und
des nassen Bodens vielfach feucht und ungesund. Der Erdboden ist oft mit undurchdring¬
lichem Nebel („Micst") und der Himmel fast immer mit grauen Wolken bedeckt. Sonnen¬
helle Tage hat man im Jahre kaum 40—50, in jeder Woche regnet es durchschnittlich
3 Tage. Die Folge dieser feuchten Luft ist, daß die Metalle leicht rosten und das Holz
leicht in Fäulnis übergeht. Deni aber sucht der Holländer durch Pinsel und Scheuerbürste
entgegen zu arbeiten. Fast zu allen Jahreszeiten sieht man Anstreicher, welche Thüren,
Fenster, Stakete rc. mit recht grellen Farben bemalen — denn der Holländer liebt in
seinem von der Natur wenig geschmückten Lande das Bunte — und gehupt und gescheuert
wird in Holland mehr als in irgend einem Lande der Welt. Als Muster der holländischen
Reinlichkeit kann das Dorf Brook sbruhki (nördlich von Amsterdam) gelten. Hier sind die
Straßen sogar mit roten und blauen Fliesen belegt. Die Häuser, Ställe, Stakete sind stets
mitÖlfarbe gestrichen, und vor jedem Hause sieht man die zierlichsten Blumengärten, deren
Beete mit bunten Muscheln eingefaßt sind. Das ganze Haus wird innen täglich gescheuert,
und die Thürschlösser, Fenster, Treppen rc. sind stets spiegelblank geputzt. Für jeden Be¬
sucher stehen an der Thür Filzpantoffeln, die er über seine Schuhe zieht, damit ja die
Stube nicht beschmutzt werde. Selbst die Kuhstülle sind mit Marmorplatten ausgelegt uud
und so sauber, daß sie wie eine Stube aussehen.
6. Aas Gioßher-zogtarn Luxemburg gehört (durch Personalunion) zu
Holland. Die gleichnamige Hauptstadt des Landes war bis 1867 deutsche Bundes-
sestuiig, wurde dann aber geschleift und für neutral erklärt.
18. Das Königreich Wekgien. (3/» v. Brandend. — aber 5% M.)
1. Aas Tiefland. Der ganze Westen und teilweise auch der Norden Belgiens
enthält Tiefland. Dasselbe ist (wie int angrenzenden Holland) größtenteils frucht¬
bares Marschland und muß seiner tiefen Lage wegen gegen die Küste sowie gegen die
breiten Mündungsarme der Scheide durch Dämme vor Überschwemmung geschützt
werden. Das Scheldegebiet ist vorzüglich angebaut und gleicht, da die Felder und
Wiesen überall mit Bäumen eingefaßt sind, einem großen Obstgarten, in lvelchem
gar anmutig viele Meierhöfe zerstreut umherliegen. („Lustgarten von Flandern"
zwischen Gent und Antwerpen.) Auch an fetten Weideplätzen fehlt es in B. nicht, da¬
her hat das Land auch bedeutende Viehzucht. (Belgische Pferde — Limburger Käse.)
2. Städte des Tieflandes. Die bedeutendste Stadt der Ebene ist AtttwrlptU
(200 T., an ?). Da die Seeschiffe zur Flutzeit bis an die Stadt fahren können, so ist
A. die erste Handelsstadt des Landes geworden, die besonders den Durchgangshandel
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