— 40 —
Jvubolf, ber Bereits 55 Sctfjre alt war, war ein angesehener Graf,
dessen Güter in ber Schweiz unb am OBerrhein lagen. Die Habs¬
burg (HabichtsBnrg) Befinbet sich an ber Aar im Schweizerkanton
Aargau. Er war wegen seines ritterlichen Mutes unb seiner Fröm¬
migkeit Berühmt. Einmal schenkte er einem Priester, ber einem
Schwerkranken bas ABenbmahl Bringen wollte, ctBer burch einen ge¬
schwollenen Bach ausgehalten würbe, bas eigene Reitpferb.*) Dieser
Priester soll später Kaplan Bei bem ErzBifchof oon Mainz geworben
sein unb bie Aufmerksamkeit besselBen aus ben trommelt Grasen
gelenkt haBen.
Nach seiner 2bcthl zog Rubolf nach Aachen, wo er unter großem
Zulauf unb JuBel ber Menge zum König gekrönt würbe.
Der mächtigste Reichsfürst war König Ottokar von Böhmen,
ein stolzer unb tapferer Herr, ber üBer ein großes Reich geBot unb
bie Wahl bes Grafen nicht anerkennen wollte. Als aBer Rnbols in
seinem Lattbe erschien, leistete er ihm bie Hnlbigimg. Der Böhmen-
könig war bazu mit großer Pracht gekommen, Rubolf empfing ihn in
seinem einfachen grauen Kriegskleibe. Nach kurzer Zeit ergriff Otto¬
kar aufs neue bie Waffen, aus bem March selbe Bei Wien unterlag
1278 er aBer seinem Gegner 1278 unb sattb einen Blutigen Tob. Auch
Rubolf war in ber Schlacht in LeBensgefahr gewesen. Österreich unb
anbere Länber, bie zum Reiche Ottokars gehört, Behielt ber Sieger
Bei seinem Hause unb Begrünbete baburch ben haBsBurgischen Staat
an ber Donau. Auch vermehrte es seine Macht, baß seine sechs
Töchter sich sämtlich an angesehene Fürsten verheirateten.
Eifrig war ber König Bemüht, bie bem Reiche entrissenen Rechte
unb Güter wieberzugewinnen unb Sicherheit unb Orbnung im Laube
'herzustellen. Er burchzog bas Reich unb hielt über FriebensBrecher
unb Ruhestörer strenges Gericht. In Thüringen ließ er eine Anzahl
RauBritter in seiner Gegenwart hinrichten.
Nach Italien zog Rubolf nicht, bas traurige Schicksal ber Stau¬
fen warnte ihn bavor. Er verglich Italien mit ber Höhle bes Löwen,
in welche wohl viele Fußstapfen hineinführen, aBer keine hinaus.
_ Rubolf war von großer unb hagerer Gestalt, ans seinem Bleichen
Gesichte ragte eine lange Nase hervor. In Speise unb Trank war
er mäßig; als einmal seinem Heere bie Zufuhr oBgefchnitten war, zog
*) Der Gras von Habsburg. Von Schiller.