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Er eroberte die Feste Eresburg und zerstörte die heilige Jrminsäule.
Hierauf ließ er den heidnischen Sachsen das Christentum verkünden. Als
er aber abgezogen war, verbrannten die Sachsen die errichteten Kirchen,
zertrümmerten die Kreuze und töteten oder verjagten die Priester und die
fränkische Besatzung. Da kam Karl wieder mit einem großen Heere an.
Die Sachsen beteten: „Heiliger, großer Wodan, hilf uns und unserm
Fahnherrn (Herzog) Widukind (Wittekind), auch den Unterfeldherren gegen
den abscheulichen Karl, den Totschläger. Ich gebe dir einen Auerochsen
und zwei Schafe und den Raub. Ich schlachte dir alle Gefangenen auf
deinem heiligen Harzberge". Karl aber gewann die Schlacht und vertrieb
den Widukind nach Dänemark. In Paderborn hielt er 777 einen Reichs¬
tag, wohin alle Sachsen kommen und ihm den Untertaneneid schwören
mußten. Auch errichtete er Bistümer in Münster, Osnabrück, Paderborn.
Verden, Bremen, Halberstadt und Minden, damit die heidnischen Sachsen
bekehrt würden. Als aber Karl wieder weggezogen war, empörten sich
die Sachsen abermals. Da erschien Karl und besiegte die Sachsen. Viele
der gefangenen Aufrührer ließ er zu Verden an der Aller hinrichten.
Trotzdem stritten noch öfter die Sachsen gegen ihren neuen Herrn. Endlich
ließ sich Widukind taufen und mit ihm viele Edle, so daß die Haupt¬
kämpfe aufhörten.
Karl bekehrte die Sachsen mit Gewalt; das erbitterte sie so sehr.
Er bestimmte: Getötet wird, wer eine Kirche anzündet oder etwas aus
ihr stiehlt; wer das vierzigtägige Fasten nicht hält; wer einen Priester tötet;
wer an Hexen glaubt und sie verbrennt; wer einen Leichnam nach heidnischer
Sitte verbrennt; wer sich nicht taufen läßt; wer gegen Christen einen Bund
mit Heiden schließt oder Untreue gegen den König begeht. Alle Sachsen
müssen den Zehnten ihrer Habe und Arbeit der Kirche abtreten. Die Leichen
sollen auf den Kirchhöfen begraben werden. Wer bei den Quellen, Bäumen
oder Hainen betet, wer den heidnischen Göttern opfert und Pferdefleisch
ißt, muß Geldbußen bezahlen. Von diesen alten Gebräuchen konnten die
Sachsen nicht gleich lassen. Sie nahmen anfangs das Christentum nur
äußerlich an. Erst die späteren Nachkommen wurden echte Christen.
Die arianischen Langobarden, die in Oberitalien unter Alboin ein Reich
gegründet hatten, führten öfter mit dem Papste Krieg. Dieser rief Karl den Großen
lim Hilfe an. Karl besiegte den langobardischen König Desiderats, nahm dessen
Reich in Besitz und setzte sich in Pavia die eiserne Krone der Langobarden aufs
Haupt.
Auch gegen die Araber in Spanien führte Karl Krieg, eroberte das Land
zwischen den Pyrenäen und dem Ebro und bildete daraus die spanische Mark, ein
Grenzland zum Schutze gegen die Einfälle der Mauren.
Hieraus besiegte er den Bayernherzog Tassilo und dann die räuberischen
mongolischen Awaren, die im heutigen Österreich-Ungarn ein Reich gegründet
hatten. Zum Schutze seines Reiches legte er die Ostmark zwischen Raab und Enns
an, woraus später Österreich entstand. Auch gegen die Slawen und Dänen
führte er siegreiche Kriege und gründete Marken an ihren Grenzen. So reichte
sein gewaltiges Reich von der Eider bis an die Apenninen, von der Elbe und der
Raab bis an den Ebro.
2. Karl als Kaiser. Karl hatte dem römischen Papste öfter geholfen.
Die Römer hatten den Papst Leo III. überfallen, mißhandelt und vertrieben.
Karl aber setzte ihn wieder ein und züchtigte die Übeltäter. Am Weihnachts¬
feste 800 krönte ihn der Papst in der Peterskirche zum römischen Kaiser, und
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