Full text: Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte

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Der Ichmarze Tod und die Geißler, 
Um 1350 wütete in ganz Europa eine furchtbare Pest, die aus Asien her¬ 
gekommen war. Der Leib der Kranken bedeckte sich mit schwarzen Eiter- ober 
Pestbeulen, weshalb man biese im höchsten Grabe ansteckenbe Seuche bett 
schwarzen Tob nannte. Gewöhnlich warb in bret Tagen ber Ergriffene eine 
Leiche. Tausenbe unb Abertausende raffte bas große Sterben bahrn, in Erfurt 
angeblich 16000. Kein Arzt vermochte bieser Plage Einhalt zu tun. Das 
abergläubische Volk schob bie Schulb an biesem Unglück ben Juben in bie 
Schuhe, bie bie Brunnen vergiftet haben sollten, um bie Christen auszurotten. 
Daher begann man bie Juben überall zu verfolgen. In Dresben befahl bie 
Obrigkeit ausbrücklich bie Hinrichtung ber Juben, unb in Straßburg ver¬ 
brannte man angeblich 2000 Juben auf einmal. Die Jubenhetzen machten 
natürlich ber Seuche kein Enbe. Man ersann sich barum anbere Mittel, sie 
zu bekämpfen. Nur burch Gebet unb Bußübungen glaubte man ihrer Herr 
werben zu können. Die Geißler zogen scharenweise umher unb sangen: 
„Nun hebet auf eure Hänbe, baß Gott bies große Sterben wenbe; nun 
hebet auf eure Arme, baß sich Gott über uns erbarme". Hierauf stellten sie 
sich in einen Kreis: zwei Geißelbrüber gingen herum unb schlugen mit Geißeln 
unb Riemen, bie vom nabelbesetzte Knöpfe ober Knoten hatten, auf ben 
entblößten Rücken ber anbern, baß manche sehr bluteten. Dabei sangen sie: 
Jesus Christ, der ward gefangen, Sünder, das litt ich alles für dich, 
an ein Kreuze ward er gehangen, Was willst du leiden nun für mich? 
das Kreuze ward von Blute rot, 
wir klagen Gottes Marter und seinen So rufen wir aus lautem Tone: 
Tod. Unsern Dienst geben wir zum Lohne: 
für dich vergießen wir unser Blut; 
„Sünder, womit willst du mir lohnen? das sei uns für die Sünde gut: 
drei Nägel und eine dörnerne Kronen, das hilf uns, lieber Herre Gott, 
das hohe Kreuz, eines Speeres Stich, des bitten wir dich durch deinen Tod! — 
Konrad von Weltin, der Stammvater unlers 
Füritenhaules (1123—1156). 
1. Wie Konrad Markgraf von Meißen wurde. Die Mark Meißen, 
bie von Heinrich bem Ersten gegründet worden war, wurde zuerst von 
nichterblichen Markgrafen verwaltet, die der Kaiser bald aus diesem, balb 
aus jenem ihm treu ergebenen Geschlechte erwählte. 1089 belehnte ber 
Kaiser Heinrich IV. ben Grasen Heinrich von Eilenburg mit ber Mark¬ 
grafschaft Meißen. Heinrich I., ber Ältere, war ein Wettiner. Sie stammten 
zwar aus bem Schwabengau am Fuße bes Harzes, boch nannten sie sich 
später nach ber Burg Wettin, bie nörblich von Halle an ber Saale lag. 
Ihm folgte fein Sohn Heinrich II., ber Jüngere, ber mit feinem Vetter 
Konrab von Wettin einen Krieg führen mußte, weil bieser bie Mark¬ 
grafschaft Meißen beanspruchte. Konrab warb von Heinrich bem Jüngeren 
besiegt unb gefangen genommen unb an ein eisernes Bett geschmiebet, so 
baß er alle Hoffnung auf Freiheit unb Markgrafenttmrbe aufgeben mußte. 
Doch nach bem unerwarteten Tobe Heinrichs bes Zweiten im Jahre 1123 
erlangte er seine Freiheit wieber unb nahm nun die Mark Meißen in
	        
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