— 4U —
2. Ausführung des schändlichen Planes. Kunz verband sich mit den
Rittern von Mosen und von Schönfeld. Mit ihnen wollte er die beiden
Söhne Friedrichs, Ernst und Albert, rauben. Damals regierte der Kur¬
fürst auf den: Schlosse zu Altenburg, auf dem Kunz früher Amtmann
gewesen war. Der Küchenjunge Hans Schwalbe spielte den Verräter.
Als Friedrich in Leipzig war, erschien gegen Mitternacht Kunz mit vielen
Bewaffneten und erstieg aus Strickleitern das Schloß. Sofort drang er
in das Schlafgemach der Prinzen ein und drohte ihnen, sie zu töten, wenn
sie zu schreien wagten, sonst sollte ihnen nichts Arges widerfahren. Hierauf
brachte er sie auf den Schloßhof hinab. Er selbst entführte den Prinzen
Albert, wahrend Mosen mit Ernst entfloh. Rasch verbreitete sich die
Schreckenskunde von dem ruchlosen Prinzenraube im Schlosse wie in der
Stadt Altenburg. Niemand hatte die Räuber erkannt, niemand wußte,
wer sie gewesen waren. Gegen Morgen aber erhielt die geängstigte Kur¬
fürstin Kunzens Fehdebrief:
„Erlauchter, hochgeborener Fürst und Herr, Herr Friedrich, Herzog zu Sachsen,
Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, wisset, daß ich Konrad von Kau--
fungen wegen der Sache, die Ihr in meiner Klage vernommen habt, mit allen
meinen Helfern und Helfershelfern Euer und all der Euren Feind sein will,
und will darin meine,Ehre mit all den Vorgenannten gegen Euch gewahrt haben.
Und was ich auch mit meinen Genossen irgend von Menschen zu Erdenkendes
gegen Euch unternehmen mag, so soll es nicht angesehen werden, als geschähe
es wider die Ehre und das Recht."
Nun kannte man den Räuber; aber es galt, seiner" habhaft zu werden.
3. Verhinderung des ruchlosen Anschlags, a) Die Befreiung Alberts.
Die Kurfürstin ließ sofort Lärm schlagen und die Sturmglocken läuten und
sandte Eilboten nach Leipzig zum Kurfürsten. Trotzdem war Kunz bis in
den großen Wald bei Grünhain gekommen. Um fich zu vergewissern, ob
der Weg bis zur nahen Grenze noch sicher sei, schickte er Boten aus.
Unterdessen gönnte er sich und dem von Hunger und Durst gequälten
Prinzen Albert Ruhe. Während sie Beeren pflückten, erblickte sie ein
armer Mann, der sogleich die in der Nähe weilenden Köhler benachrichtigte.
Rasch eilten diese mit Stangen, Äxten und Beilen herbei, umzingelten die
Räuber und nahmen sie gefangen. Albert war gerettet. Nachdem er fich
in einer Köhlerhütte an Schwarzbrot und frischem Quellwasser erquickt
hatte, geleitete man ihn ins nahe Kloster Grünhain, von wo aus er nach
Altenburg zurückkehrte.
b) Ernsts Errettung. So froh die Eltern über Alberts Befreiung
waren, so großen Kummer bereitete ihnen noch Ernsts ungewisses Schicksal.
Mosen und Schönseld waren unbehelligt bis in den großen Wald bei
Hartenstein gekommen. Als sie ringsum das Sturmgeläut vernahmen und
überall Verfolger erblickten, verbargen sie sich in einer niedrigen Höhle
am rechten User der Zwickauer Mulde. Drei Tage lang hielten sie in
dem engen Raume aus. Nachdem sie erfahren hatten, daß Kunz gefangen
und Albert befreit sei, entfiel ihnen aller Mut. Sie schickten einen Brief
an den Herrn von Schönburg auf Schloß Hartenstein und gelobten darin,
den jungen Fürsten Herrn Ernst unversehrt, lebendig und gesund aus¬
zuliefern, sofern ihnen beim Kurfürsten Gnade und Sicherung des Leibes,
tier Ehre und des Gutes erwirkt würde; sonst würden sie ihn erstechen
Franke, Zeit- urtb Lebensbilder. 4