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welche Eichhorn im Sinne der Hierarchie entworfen hatte. Da¬
gegen entstanden bei der Gedächtnißfeier Gustav Adolfs die nach
diesem Könige benannten Vereine zu Gunsten freieren kirchlichen
Lebens, und in Posen brach (1845) eine Adelsverschwörung aus,
die aber im Entstehen unterdrückt ward. Auch in Galizien und
russisch Polen sollte die Empörung ausbrechen, deren Heerd die
freie Reichsstadt Krakau war. Diese ward von Truppen der drei
bedrohten Staaten besetzt und Krakau an Oesterreich übergeben.
Die Bauern aber, welche der Adel zur Revolution zwingen wollte,
fielen über diesen her, verbrannten dessen Häuser und erschlugen,
wer ihnen vom Adel in die Hände fiel.
Endlich wurde es auch in Schleswig-Holstein unruhig. Da
mit des Königs Tode diese ,,auf ewig ungeteilten Provinzen"
an Dänemark, und nicht an den Landesherzog von Augusteuburg
fallen sollten, hob der König eigenmächtig das Erbfolgerecht ans.
Dagegen verwahrten sich die deutschen Stände, und die Landstände
non Braunschweig, Baden, Würtemberg verlangten von ihren Re¬
gierungen, daß man nicht dulden dürfe, daß zwei deutsche Pro¬
vinzen dem Reiche widerrechtlich entrissen würden. Das Lied
„Schleswig-Holstein, meerumschlungen," ward Volkslied, nnd da
der Dänenkönig den Schleswig-Holsteinern Versammlungen und
Proteste verbot, wandten sich diese an den Bundestag mit einer
von Beseler verfaßten Denkschrift. Ganz Deutschland nahm Partei,
überall sammelte man Unterschriften zu Petitionen für das deutsche
Bruderland. Selbst Universitäten prolestirten gegen diese Ver¬
gewaltigung uralten deutschen Reichslandes. Ludwig von Baiern
lobte seine Bürger wegen der Theilnahme für die deutschen Län¬
der, aber der Bundestag that nichts, wo es galt, deutsches Reich
und Eigenthum zu schützen, und fand es in der Ordnung, daß
der Dänenkönig proteftirenbe Volksversammlungen durch Dra¬
goner sprengen ließ.
So viel Unzufriebeuheit gab es, als ber König von Preußen
die Provinzialstänbe seines Reiches zu einem vereinigten Lanbtage
einberief (1847), und zwar getheilt in brei Curien. Man war
mit bieser Form nicht zufriebeu. Jacoby schrieb neue „Vier
Fragen" unb Simon ,,Annehmen ober Ablehnen?" Man wollte
eine zeitgemäße Volksrepräsentation. Die Wahlen fielen liberal
aus; bas Volk stellte seine tüchtigsten Männer: Beckerath, Camp-
hansen, Hansemann, Milbe u. A., welche ohne Weiteres den
Landtag in einen Reichstag umgestalteten unb ben Ministern
hart zu Leibe gingen, die sich gegen ben vielfachen Tabel kaum
zu vertheibigen wußten, ba sie so viel gediegene Kenntnisse und
Redegabe von den Vertretern des „beschränkten Unterthanenver-
flandes" nicht erwartet hatten.
Es mußte dem König wehe thun, daß man seine Absichten