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tausend Gülden; ja, ein Heller umb Christus willen verloren oder gegeben ist 
besser, denn aller Welt Gut, so ohn und wider Christum erhalten ist: wie er selbs 
sagt: Was Hilsts den Menschen, wenn er der Welt Gut gewinne, und nähme an 
serner Seele Schaden? Denn was kann doch ein Mensch geben, damit er seine 
Seele wieder löse? 
Zuletzt, laßt uns doch eine kleine Weile harren und warten, was Gott machen 
will, sie werden nicht ewiglich so toben. Es sind nach dem Reichstag zu Wormbs 
m den 12 Jahren durch Gottes Macht so groß Ding geschehen, als kein Mensch 
hatte mugen denken noch sich versehen; dazu sind der Bluthunde und Mürder, so 
uns alle ^ahr haben wollen gewißlich fressen, viel untergangen, mit öffentlichem 
schrecklichem Gericht Gottes. Wer weiß, was Gott nach diesem Reichstage zu 
Augsburg, ehe denn zehen Jahr umb sind, die bald verlaufen, und für Gott ein 
geringes Stündlein sind, thun wird? . . . 
Summa, daß ichs beschließe: Wenn wirs wollen mit rechten Augen des 
Glaubens ansehen, und Christum in seinen Worten wahrhaftig halten, so hat euch 
Herzog George mit seinem Zorn und Wüthen solchen Dienst gethan, und zu 
solchen Ehren geholfen, daß nicht allein er, sondern alle Welt mit alle ihrer 
Gnaden, Reichthum und Gewalt nicht so dienen und helfen könnte. Denn er hat 
euer Herz und Gewissen sehr frei und getrost gemacht, damit daß ihr durch sein 
Toben sicher seid (und mit der That beweisen könnet,) wie ihr umb Christus 
willen leidet, und damit dem Bilde des Sohns Gottes (wie St. Paulus lehret) 
und allen Heiligen gleichförmig worden sind. O das ist ein edler Schatz und die 
höheste Ehre für Gott. Item, er hat euch gedrungen zu der herrlichen öffentlichen 
Bekenntniß Christi, daß ihr frei für aller Welt, beide, mit Worten uud Werken 
das Wort Christi bekannt habt. . . . 
Christus, unser lieber Herr und Heiland, der euch so gnädiglich gesegenet 
hat, stärke und erhalte euch in dem Werk, das er in euch angefangen hat, und 
mache euch sampt uns uud allen Christen vollkommen und beständig bis aus den 
Tag seiner seligen Zukunft und unser endlichen Erlösung. Dem sei Lob und Dank 
mit dem Vater und Heiligen Geist, unserm einigen, ewigen, rechten Gott in 
Ewigkeit! Amen. etc." 
(Dr. M. Luthers sämmtliche Werke. Erlangen, 1842. XXXII. Bd., S. 243 ff.) 
11. Streitigkeiten zwischen Herzog Georg und Kurfürst Johann 
Friedrich (dem Großmütigen) wegen Glaubenssachen. 1535 f. 
„Bisher hatte der Churfürst zu Sachsen, Johann Friedrich, alle dem, was 
sein Herr Vetter, Hertzog George zu Sachsen, wegen der Religion vorgenommen, 
w:e auch alle andere Verfolgungen, die seine Edelleute und Städte betroffen, ge¬ 
ruhig angesehen , weil er nicht gesonnen war, sich in die Regierungs-Geschäfte 
eines andern Fürsten zu mengen. Weil sich aber Hertzog George Ao 1536 auf 
dem Convente zu Frauckfurt über den Chur-Fürsten beschwerte, daß er die ver¬ 
triebenen Leipziger Bürger in seinen Landen ausgenommen, auch denen wider¬ 
spenstigen Edelleuten mit Vorbitte und Vorschub beygestanden, und also dem 
Hertzoge seilte Unterthanen verführe; so wurde freylich der fromme Chur-Fürst ge- 
uothigt, sich anders, als bisher, gegen seinen Herrn Vetter zu bezeigen. 
, vjan^en stch in Thüringen etliche Vornehme von Adel, welche das Heil. 
Abendmahl nicht mehr unter Einer Gestalt geniesten wollen. Diesen befahl Hertzoq 
George A. lo32 daß sie ihre Güter verkauften, und das Land räumen sollen. 
e ^ a°er kie Sache bis Anno 1535 verzögert, als da der Hertzog durch-
	        
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