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Verlesung der von Melanchthon^) verfaßten Augsburgischen Konfession
durch die Evangelischen (am 25. Juni) und der Confutatio durch
bie Katholischen einseitig für die alte Kirche Partei ergriffen; die
Widerlegungsschrift der Konfutatio, die Apologie, hat er nicht
angenommen. Eine Einigung kam auch durch einen vom Reichstage
aus beiden Gruppen zusammengesetzten Ausschuß nicht zustande, so
wenig die Evangelischen durch Drohungen des Kaisers von ihrem
Bekenntnis sich abschrecken ließen. Die Mehrzahl der letzteren war
schon unter Protest abgereist, als die Majorität des Reichstages
das Wormser Edikt erneuerte2) und mit kammergerichtlichen Prozessen
wegen Einziehung von Kirchengütern drohte.
So sahen die Evangelischen sich veranlaßt, sich fester zusammen- 1530-153=
zuschließen. Noch Ende des Jahres 1530 wurden Verhandlungen zu
Schmalkalden gepflogen, die im Februar des nächsten Jahres zu einem
förmlichen Bündnis, dem sogenannten Schmalkaldener Bunde, führten.
Auch dieses war wie das Torgauer ein Defensivbündnis, zur Abwehr
aller in den nächsten sechs Jahren gegen den evangelischen Glauben
gerichteten Angriffe. Diese feste Haltung der Evangelischen, ferner eine
im katholischen Lager sich bildende Spannung —die bayrischen Herzöge
waren über die Wahl Ferdinands, des Bruders Karls V., zum
römischen Könige mißgestimmt und schlossen sogar ein gegen diese
Wahl protestierendes Bürdnis mit evangelischen Fürsten, dem auch
Frankreich beitrat —, endlich auch die neue Türkengefahr (immer
nieder bedrohten die Türken die Grenzen, 1526 hatten sie Ludwig von
Ungarn bei Mohacs geschlagen, 1529 standen sie vor Wien, im
Juli 1532 ergossen sich ihre Scharen wiederum über Ungarn,) machte
ben Kaiser gefügiger. Im August 1532 wurde aus kaiserlichen Befehl
im „Nürnberger Anstande" ein vorläufiger Religionsfrieden her¬
gestellt; auf einem bald zu berufenden Konzil bezw. Reichstage sollte
ber Glaubensstreit geschlichtet werden. Karl versprach auch, die Evan¬
gelischen nicht weiter durch Prozesse zu belästigen; freilich ließ sich das
Reichskammergericht dadurch in seiner Tätigkeit nicht beirren. Die
^ Philipp Melanchlhon, geb. in Breiten 1497, gest. 1560. Der berühinle
Humanist Reuchlin war sein Großoheim. 1511 wird Melanchthon Baccalaureus
in Heidelberg. 1512 geht er nach Tübingen. 1518 erscheint seine griechische
Grammatik. In demselben Jahre wird er nach Wittenberg berufen. (Prae-
ceptor Germaniae).
2) Vgl. Sz. 52 a.