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böhmischen Stände; nun verlor der Kaiser auch noch sein letztes
Erbland, Matthias wurde im Jahre 1611 auch König von Böhmen.
Im Jahre darauf starb Rudolf. —
In seiner Bedrängnis hatte Rudolf, um sich die Treue der
böhmischen Stände zu bewahren, im Jahre 1609 den Böhmen
den berühmten Majestätsbrief gegeben; danach sollen die Evangelischen,
die sich zu der im Jahre 1575 Kaiser Maximilian II. übergebenen
Bekenntnisschrift bekennen, und die Katholiken Gewissensfreiheit
haben; kein Teil soll den anderen bedrängen; der Herren- und
Ritterstand und die königlichen Städte dürfen den Gottesdienst
überall ausüben; das „untere Pragerische Konsistorium" soll den
Evangelischen wieder übergeben werden, ebenso die Prager Universität;
für beide Institute mögen sie Defensoren bestellen. Zugleich ver¬
trugen sich die katholischen und evangelischen Stände Böhmens
dahin, daß in Zukunft die Protestanten auf den königlichen Kron-
gütern Kirchen zu bauen und Gottesdienst zu halten berechtigt sein
sollten. Auch die schlesischen Protestanten ließen sich damals
Religionsfreiheit zusichern. —
Matthias (1613—1619) wurde im Juni des Jahres 1613-
zum Kaiser gewählt. Wieder verschuldete es Kursachsen, daß die
Möglichkeit, die Lage der Evangelischen bei der Wahl zu verbessern,
unbenutzt blieb. Im Reiche versuchte der Kaiser mit seinem Rat¬
geber, dem Kardinal Klesl, der sich in den neunziger Jahren des
16. Jahrhunderts bei der Wiederherstellung des Katholicismus in
Ober- und Niederösterreich ausgezeichnet hatte, eine zwischen beiden
Religionsparteien vermittelnde Stellung einzunehmen, um das Reich
im Innern zur Ruhe zu bringen und nach außen zu kräftigen.
Der Reichstag von Regensburg (1613) ließ es zu keiner Annäherung
kommen. Die Evangelischen verlangten Schutz vor den parteiischen
Erkenntnissen des Reichshofrats, Restituierung Donauwörths und
ähnliches. Die katholischen Stände waren zu keinem Nachgeben
bereit. Auch in diesem Falle hielt sich Kursachsen nicht zur Kur¬
pfalz. Die Türkenhilfe wurde bewilligt. Die linierten hatten
vorher den Reichstag verlassen. — Matthias blieb kinderlos.
So ersah man sich den jesuitischen Ferdinand von Steiermark zum
Nachfolger. Er hatte in Kärnten und Steiermark den Protestantismus
mit Gewalt unterdrückt, und während in der Zeit der Wirren
zwischen Matthias und Rudolf die übrigen österreichischen Erblande