Full text: Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes (Bd. 4, Abt. 1)

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Max sandten Truppen nach Böhmen. Ohne Erfolge wich Boucquoi, 
der General dieses Heeres, zurück. Der Mansselder nahm Pilsen. 
Ein Zug des Matthias von Thuru nach Österreich hatte auch keinen 
Erfolg. Da starb Kaiser Matthias im März 1619; nun gewinnt 
der Aufruhr an Umfang. Mähren und Schlesien tritt auf die 
Seite Böhmens. Der Erzherzog Ferdinand wird in Wien von 
den österreichischen Ständen bedrängt. Thurn erscheint vor Wien. 
Zu Massenaufständen kommt es nicht und zu einer Belagerung ist 
Matthias gar nicht gerüstet. So geht die Hauptgefahr für Ferdinand 
vorüber (Juni 1619). Auf die Kunde von einem Siege der 
Kaiserlichen in Böhmen muß Thurn zurück. Im August wird dann 
SnÄr= Ferdinand (1619—1637) in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Die 
(1619-1637,-protestantischen Kurfürsten versäumen es, bei der Wahl sich der 
evangelischen Sache in Böhmen anzunehmen. An dem Tage der 
Frankfurter Kaiserwahl wird Friedrich V. von der Psalz von den 
Böhmen zum Könige erhoben. Auf den Rat Christians von Anhalt 
nahm der Pfälzer die böhmische Krone an, trotz der Warnungen 
deutscher Fürsten. Die Union erklärte sich nur zum Schutze der 
Pfalz bereit. Im November 1619 empfing der jugendliche Pfalz¬ 
graf die Königskrone in Prag. Der Kampf um die böhmische 
Krone begann. Selbst protestantische Reichsstände standen auf 
seiten des Kaisers, so Kursachsen. Vom Papst, von Spanien und 
der Liga unterstützt, ging der Kaiser wohlvvrbereitet in den Krieg. 
Maximilian von Bayern war durch die Aussicht auf die Kurwürde 
und pfälzische Gebietsstücke gewonnen worden. Dagegen stand die 
Sache der Böhmen höchst ungünstig. In Böhmen selbst viel 
Uneinigkeit und Unfähigkeit; die Bundesgenossen unsicher, so der 
Fürst von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, (der mit Hilfe der 
böhmischen Wirren sich zum Könige von Ungarn machte, August 1620), 
so die Union. England, dessen König der Schwiegervater Friedrichs 
von der Pfalz war, hatte auch wenig Lust, sich in die deutschen 
Angelegenheiten zu mischen. Mit dem ligistischen Heere drang 
Tilly in Böhmen ein; die Kaiserlichen unter Boucquoi schlossen sich 
ihm an. Am weißen Berge bei Prag (8. November 1620) verlor 
Christian von Anhalt die Schlacht. Dieser eine Sieg entschied die 
Sache der Böhmen und des „Winterkönigs". Prag hatte nicht 
den Mut des Widerstandes. Wie Böhmen, ergab sich auch Mähren 
und Schlesien. Friedrich floh nach Holland, der Kaiser verhängte
	        
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