Wald gehen und Kohlen holen; der Köhler wohnt links am
Kreuzwege bei der großen Linde, bringe nur einen tüchtigen
Sack voll, dann wollen wir morgen wieder frisch an die
Schmiedearbeit gehen."
„Gieb mir nur mein Pferd, dann bringe ich gleich zwei
Säcke," erwiderte Siegfried und ging in den Stall und be¬
stieg sein Roß.
Mit dem Köhler war es aber eine eigene Sache. Es wohnte
gar keiner in dem Walde, aber bei der Linde am Kreuzwege
hauste ein gräulicher Lindwurm, ein fürchterlicher Drache,
der jeden auffraß, der ihm nahe kam. „Reite nur hin",
dachte der Schmied, „bei dem Drachen wird dir deine Stärke
nichts nützen."
Siegfried hatte keine Ahnung von der Gefahr, die ihm
drohte, und ritt ganz vergnügt in den Wald. Er kam bald
an den Kreuzweg, sah auch die große Linde, aber einen
Kohlenbrenner konnte er nicht gewahr werden. Hinter dem
Baume lag ein kleiner See und hinter dem See war eine
steile Felswand; das war alles, was er sah. Endlich be¬
merkte er in der Felswand eine Höhle und dachte: „Sollte
dort vielleicht der Kohlenbrenner wohnen?" Plötzlich kam ein
gewaltiges Untier ans der Höhle hervor; es war der Lind¬
wurm. Er hatte einen langen, dicken Leib wie eine Schlange
und dicht hinter dem Halse zwei große Flügel. Der ganze
Leib war mit großen gelblichen Schuppen bedeckt, und vorn
am Leibe und in der Mitte hatte er je zwei große Füße
mit langen, spitzen Krallen wie ein Adler. Den Rachen, der
so groß war, daß er einen ganzen Mann hätte verschlingen
können, hatte er weit geöffnet, und Siegfried sah seine drei
Reihen langer Zähne und seine blutrote, feurige Zunge, die
war in drei Teile gespalten und bewegte sich hin und her,
wie das Züngelchen einer zischenden Schlange.
Das Ungeheuer stürzte sich in den See und schwamm