Full text: Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 (Theil 2)

Deutschland unter eigenen Königen. 31 
in den Besitz seiner Stammgüter (der brannschweigischen Lande) wieder¬ 
eingesetzt. Er starb 1195. 
Seitdem der Stern des mächtigen Sachsenherzogs untergegangen, 
war das Ansehen des Kaisers immer höher gestiegen. Sogar die 
lombardischen Städte näherten sich ihm und räumten ihm manche 
Rechte wieder ein, die sie vorher bestritten hatten. Als der Kaiser 
im Jahre 1184 seinen beiden Söhnen Heinrich und Friedrich in 
Mainz den Ritterschlag erteilte, gestaltete sich dieser Vorgang zu 
einem so glänzenden Feste, wie es wenige in der deutschen Geschichte 
gegeben. Die Zeitgenossen sprechen von 40 000, wo nicht gar 70 000 
Rittern, welche, außer den Fürsten, bei dieser Gelegenheit sich um 
den Kaiser geschart hätten. Deutsche und französische Dichter ver¬ 
herrlichten ihn als den mächtigsten unter den Herrschern und als 
eine Zierde der christlichen Ritterschaft. 
Damit nicht zufrieden, richtete Friedrich seine Blicke, wie vor 
ihm die Ottonen, auf Unteritalien, welches damals den Normannen 
gehörte. Es gelang ihm, seinen Sohn Heinrich mit der Erbtochter 
des früheren Normannenkönigs Roger zu vermählen. Der regierende 
König Wilhelm II. war ohne männliche Erben. Die Hochzeit ward 
mit unerhörter Pracht 1186 in Mailand gefeiert. 1187 starb Papst 
Urban II.; sein Nachfolger, Gregor VIII., forderte vom Kaiser, er 
solle die heilige Stadt, Jerusalem, die im selben Jahre in die Hände 
der Ungläubigen gefallen war, befreien. Friedrich rüstete ein ge¬ 
waltiges Heer zu diesem dritten Kreuzzug e; die Blüte der deutschen 
Ritterschaft sammelte sich um ihn. Glücklich kam er bis nach Cilicien. 
Allein, als er den Fluß Kalykadeus (jetzt Seleph genannt) zu Pferde 
durchschwimmen wollte, weil ihm das Schiff, das ihn übersetzen sollte, 
zu lange zögerte, ertrank er in dessen vom Regen angeschwollenen 
Fluten (1190). Er war beinahe 70 Jahre alt. Seine körperliche 
Kraft und Schönheit, sein ritterliches Wesen, sein durch kein Unglück 
gebeugter starker Geist, der Glanz, mit dem er sich umgab, die ge¬ 
waltigen Pläne seines Ehrgeizes, das hohe Ansehen, welches er so¬ 
wohl am Anfange wie gegen das Ende feiner Regierung, namentlich 
auch wegen seines Sieges über den gefürchteten Sachsenherzog, im 
In- und Auslande genoß, — alles dieses hat ihn zu einem Lieblings¬ 
helden der deutschen Sage gestempelt. Dieselbe erhob ihn gewisser¬ 
maßen zum Typus eines macht- und glanzvollen deutschen Kaiser¬ 
tums, versetzte ihn in den K t) ffh auf erb erg, wo angeblich fein langer, 
rotblonder Bart durch die steinerne Tischplatte hindurchgewachsen ist 
und wo die um den Berg flatternden Raben seinen Schlummer hüten,
	        
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