soziale Zustände. Das Lehnswesen. Das Rittertum.
dem Schwert (Wertleite) durch (Sitten, der selbst schon Ritter war,
und wurden dadurch auch Ritter. Derjenige, dem ein solcher Ritter
diente, mußte natürlich für dessen Unterhalt sorgen; dies geschah
meist auch durch Verleihung eines Stückes Grund und Boden, eines
„Jiittcrsehns", und so ward aus dem Ritter gleichfalls ein Vasall
ein Mitglied der Lehnsaristokratie. Allmählich wurde es Herkommen.'
daß nur der, dessen Vater schon ein Ritterlehen besessen, der also
„ritteibürtig", außerdem ehelich geboren und unbescholten war, Ritter
werden könne. Nur ausnahmsweise ward einmal ein nicht Ritter-
bürtiger vom König zum Ritter geschlagen. Damit war das Ritter¬
tum aus einem bloßen Berufsstande, was es zuerst gewesen, zu einem
Geburtsstande geworden.
^.och blieb immerfort das kriegerische Element dabei das vor¬
herrschende. Ter Ritter mußte sich verpflichten, eine streng ritter-
J~c6en^H)cise zu führen, sich fortwährend in der Führung der
Waffen zu üben, sei es im Kriege, sei es im Kampfesspiele, dem
Turnier, aller nichtritterlichen Beschäftigungen aber (z. B. irgend¬
welcher Erwerbsthätigkeit) sich zu enthalten. Schon die Erziehung
eines ritterbürtigen Knaben ward darauf eingerichtet, daß er künftig ein
rechter Ritter werde. Die äußeren (Sercmoniectt beim Ritterschlag
sollten an die hohe Bedeutung des Rittertums mahnen, daher ward
derselbe am liebsten bei einem Kirchenfeste, einem Reichstage oder dgl.
vorgenommen, durch eine kirchliche Handlung (Beichte) eingeleitet, mit
einem feierlichen Gelöbnis und mit allerhand Formalitäten (Berüh¬
rung mit dem Schwerte, Erteilung eines Backenstreichs, Anschnallung
der goldenen Sporen u. s. w.) begleitet. Das sollte den zum Ritter
Geschlagenen daran erinnern, daß nun für ihn ein ganz neues Leben
mit ernsteren Pflichten, aber auch mit größeren Rechten beginne.
>zn einer so kriegerischen Zeit wie die damalige mußte wohl ein
Ätant), der sich ganz der kriegerischen Thätigkeit widmete und diese
zur höchsten Kunst auszubilden suchte, gesellschaftlich (wenn schon
nicht politisch) den ersten Rang einnehmen. Und so war es in der
That. Auch die ihrer politischen Stellung nach viel höher stehenden
Grafen, Herzoge, ja der König selbst mußten Ritter werden, den Ritter¬
schlag empfangen, sich gleichsam in den Ritterstand einwerben, so wollte
es die ^Litte. Die ritterliche Ehre verlangte, daß ein Ritter sich feinem
Kampfe, auch nicht mit einem überlegenen Gegner, überhaupt keiner
Gefahr entzöge. Er mußte sogar Kämpfe, Gefahren, Abenteuer
aufsuchen. Dazu boten die Kreuzzüge mit ihren Kämpfen
Legen die „Ungläubigen" und für die Befreiung des heiligen Grabes