Full text: Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 (Theil 2)

soziale Zustände. Das Lehnswesen. Das Rittertum. 
dem Schwert (Wertleite) durch (Sitten, der selbst schon Ritter war, 
und wurden dadurch auch Ritter. Derjenige, dem ein solcher Ritter 
diente, mußte natürlich für dessen Unterhalt sorgen; dies geschah 
meist auch durch Verleihung eines Stückes Grund und Boden, eines 
„Jiittcrsehns", und so ward aus dem Ritter gleichfalls ein Vasall 
ein Mitglied der Lehnsaristokratie. Allmählich wurde es Herkommen.' 
daß nur der, dessen Vater schon ein Ritterlehen besessen, der also 
„ritteibürtig", außerdem ehelich geboren und unbescholten war, Ritter 
werden könne. Nur ausnahmsweise ward einmal ein nicht Ritter- 
bürtiger vom König zum Ritter geschlagen. Damit war das Ritter¬ 
tum aus einem bloßen Berufsstande, was es zuerst gewesen, zu einem 
Geburtsstande geworden. 
^.och blieb immerfort das kriegerische Element dabei das vor¬ 
herrschende. Ter Ritter mußte sich verpflichten, eine streng ritter- 
J~c6en^H)cise zu führen, sich fortwährend in der Führung der 
Waffen zu üben, sei es im Kriege, sei es im Kampfesspiele, dem 
Turnier, aller nichtritterlichen Beschäftigungen aber (z. B. irgend¬ 
welcher Erwerbsthätigkeit) sich zu enthalten. Schon die Erziehung 
eines ritterbürtigen Knaben ward darauf eingerichtet, daß er künftig ein 
rechter Ritter werde. Die äußeren (Sercmoniectt beim Ritterschlag 
sollten an die hohe Bedeutung des Rittertums mahnen, daher ward 
derselbe am liebsten bei einem Kirchenfeste, einem Reichstage oder dgl. 
vorgenommen, durch eine kirchliche Handlung (Beichte) eingeleitet, mit 
einem feierlichen Gelöbnis und mit allerhand Formalitäten (Berüh¬ 
rung mit dem Schwerte, Erteilung eines Backenstreichs, Anschnallung 
der goldenen Sporen u. s. w.) begleitet. Das sollte den zum Ritter 
Geschlagenen daran erinnern, daß nun für ihn ein ganz neues Leben 
mit ernsteren Pflichten, aber auch mit größeren Rechten beginne. 
>zn einer so kriegerischen Zeit wie die damalige mußte wohl ein 
Ätant), der sich ganz der kriegerischen Thätigkeit widmete und diese 
zur höchsten Kunst auszubilden suchte, gesellschaftlich (wenn schon 
nicht politisch) den ersten Rang einnehmen. Und so war es in der 
That. Auch die ihrer politischen Stellung nach viel höher stehenden 
Grafen, Herzoge, ja der König selbst mußten Ritter werden, den Ritter¬ 
schlag empfangen, sich gleichsam in den Ritterstand einwerben, so wollte 
es die ^Litte. Die ritterliche Ehre verlangte, daß ein Ritter sich feinem 
Kampfe, auch nicht mit einem überlegenen Gegner, überhaupt keiner 
Gefahr entzöge. Er mußte sogar Kämpfe, Gefahren, Abenteuer 
aufsuchen. Dazu boten die Kreuzzüge mit ihren Kämpfen 
Legen die „Ungläubigen" und für die Befreiung des heiligen Grabes
	        
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