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war er von Jnnocenz und seinem Nachfolger aufgefordert, sein Ver¬
sprechen, einen Kreuzzug zu unternehmen, zu erfüllen. Allein der
Kaiser weigerte sich, denn er fühlte, wie nöthig seine Gegenwart
daheim sei.
Zu dieser Zeit hatte Gregor IX. den päpstlichen Stuhl bestiegen.
Er war ein Greis an Jahren, aber ein Mann an Thatkraft und
ein Jüngling an Leidenschaft. Dieser drohete dem Kaiser sogleich
mit dem Bannflüche, wenn er länger mit seinem Versprechen säumen
würde. Da merkte Friedrich, daß er dem zürnenden Kirchenfürsten
nicht länger entgegentreten dürfe. Er schiffte sich in Unteritalien
ein, kehrte aber nach wenigen Tagen wieder zurück, weil eine Seuche
auf der Flotte ausgebrochen war. Obgleich der Kaiser die Ursachen
der Zögerung dem Papste anzeigte, so war doch der Zorn desselben
nicht zu besänftigen Gregor sprach sogleich den Bann über Friedrich
aus. Vergebens suchte sich dieser im Bewußtsein der Schuldlosigkeit
zu vertheidigen. Um aber der Christenheit zu zeigen, daß er es
mit dem Kreuzzuge wirklich ehrlich gemeint habe, schiffte er sich
abermals ein. Im Jahre 1229 erreichte er Jerusalem und zog
im Triumph in diese Stadt ein. Da aber der Patriarch in Jeru¬
salem einen Gebannten auf Befehl des Papstes nicht krönen wollte,
so setzte sich Friedrich die Krone selber auf's Haupt und erzwang
durch die Überlegenheit seines Geistes von dem Sultan Kamel
einen Vertrag, nach welchem Jerusalem, Bethlehem und Nazareth
sammt ihren Gebieten den Christen abgetreten wurden, mußte aber
trotzdem den Muhamedanern den ungestörten Zutritt zu dem von
ihnen verehrten Salomonischen Tempel gestatten.
Diese Erlaubniß verwarf der Papst, weil er von dem Grund¬
sätze ausging, daß nur allein in der römisch-katholischen Kirche der
wahre Glaube zu finden sei. Inzwischen suchte auch Gregor die
deutschen Fürsten zum Abfall vom Kaiser auszureizen, was ihm jedoch
nicht gelang. — Gehaßt von dem Patriarchen, verließ Friedrich
endlich mit den ihm treu gebliebenen Kriegern das heilige Land,
um seine italienischen Besitzungen zu schützen, denn der zornige
Kirchenfürst hatte Kriegsvolk besoldet, das in Unteritalien einge¬
drungen war. Als aber der Kaiser in Italien landete, liefen die
päpstlichen Schlüsselsoldaten eilig davon.
Da ward Friedrich auf dem großen Konzil zu Lyon, wo die
Kardinäle den rothen, breiten Hut erhielten, förmlich seines Reiches
entsetzt und der Kreuzzug gegen ihn gepredigt. Feierlich wurde er
in der Kirche als Ketzer, der im Geheimen ein Anhänger Muha-
meds sei, verflucht Alle anwesenden Kardinäle und Bischöfe warfen
ihre brennenden Kerzen auf die Erde und der Papst rief: »Des
Kaisers Macht und Glück soll ausgeloschen sein, wie diese Kerzen!«
Als Friedrich den Spruch von Lyon vernahm, ließ er sich seine
sieben Kronen bringen, setzte eine aufs Haupt und rief: »Noch habe