Full text: Erzählungen aus der Geschichte des Altertums und der deutschen Geschichte (Bd. 2)

Kapitel IV. Heinrich IV. 37 
Papst zu sprechen. Als dieser sah, in welchem Znstand der König war, daß 
er als Büßer kam, ließ er ihn in das Schloß ein. Doch der Papst wollte 
dem König nur dann die Sünden vergeben und ihn vom Bann lossprechen, 
wenn dieser aus die Königskrone verzichte. Das wollte ja aber Heinrich 
gerade nicht. Er wollte König bleiben, darum war er ja gekommen. Nun 
quälte der Papst den König. Heinrich mußte ein paar Tage lang in bitterer 
Kälte (25.-27. Januar) im Schnee im Schloßhof stehen. Doch Heinrich 
blieb standfest, und der Papst mußte sich zur Aussöhnung bereit finden lassen. 
So kam Gregor nicht nach Deutschland, und Heinrich blieb König. Den¬ 
noch ist der Tag von Canossa ein schmachvoller Tag in der deutschen Ge¬ 
schichte. Seitdem gewannen die Päpste im allgemeinen die Oberhand über 
die Kaiser. Bisher hatte der Kaiser Päpste ein- und abgesetzt, jetzt ließen 
sich die Päpste nicht mehr absetzen, sondern oft genug haben sie den Königen 
und Kaisern Gegenkaiser und -könige entgegengestellt. 
§ 3. Heinrichs ferneres Leben und fein Husgang. 
Trotzdem fand Heinrich keinen Frieden. Die Fürsten ruhten nicht, bis 
sie ihm einen Gegenkönig entgegengestellt hatten. Das ist der salsche 9utbo(f 
von Schwaben ge¬ 
wesen. Auch Papst 
Gregor benutzte die 
erste Gelegenheit, den 
König von neuem in 
den Bann zn tun. 
Doch Heinrich hatte 
inzwischen auch neue 
Anhänger gefunden 
und widerstand tapfer. 
Ein furchtbarer Bür¬ 
gerkrieg tobte lange 
Jahre in Deutschland. 
Rudolf fand seinen 
Tod durch den tapferen Ritter Gottfried von Bouillon, der ihm die 
falsche Hand abhieb. Als man sie dem Sterbenden zeigte, sagte er weh¬ 
mütig: „Das ist bie Hand, mit der ich König Heinrch Treue geschworen 
hatte." Die Völker aber sahen in diesem Ereignis ein Gottesurteil. 
Dann ist Heinrich nach Rom gezogen und belagerte dort den Papst. 
Dem kamen zwar die wilden Normannen zu Hilfe und befreiten ihn. Aber 
sie selbst hausten so fürchterlich in der Stadt, daß Gregor nicht wagte, sich 
da wieder sehen zu lassen. Nicht lange darauf ist der alte Mann in der 
Verbannung gestorben. Heinrich aber setzte sich in Rom die Kaiserkrone auf. 
Doch auch jetzt fand Heinrich keinen Frieden. Der neue Papst wurde 
auch sein Feind. Er hat sogar die beiden Söhne des alten Kaisers, Konrad 
Abgehauene Hand Rudolfs von Schwaben. In der Sakristei des Doms 
zu Merseburg. Aufnahme von F. Herrfurth in Merseburg.
	        
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